7. Spieltag SpVgg Unterhaching – DSC Arminia Bielefeld – die Analyse

Servus mitanand, 

wie gut Tiger in freier Wildbahn schwimmen können, wissen National Geophraphic Connaisseure schon längst. Dass die Rot-Blauen-Tiger auch schwimmend nicht untergehen, bewiesen unsere Spieler, unter den aufmerksamen Augen Fonsis, schon in der zweiten Hälfte gegen Saarbrücken. Bereits die Wettervorhersagen für die Drittligapartie am Freitagabend versprachen feucht-fröhliche 90 Minuten und ein Blick auf den hochkarätig besetzten Kader der Bielefelder ließ vermuten, wie groß die Chance ist, dass unser Schifferl zum ersten Mal punktlos kentert. 

Doch wie bereits angekündigt, wird die heutige Analyse etwas strukturierter, jedoch fehlt die neue Taktiktafel aufgrund technischer und zeitlicher Faktoren. Müsst‘s es euch einfach bildlich vorstellen. Und so beginnen wir damit die Abwehrorganisation der Gäste sowie deren Umschaltphase nach Ballverlust zu betrachten, da die Herangehensweise der Arminia ohne Ball unser Offensiv-Spiel maßgeblich beeinflusst bzw. gehemmt hat.

Arminias Gegenpressing & Verdichtung durch fluide Achter

Über die gesamte Spielzeit fiel es unserer Elf extrem schwer den Ball mit Ruhe in den eigenen Reihen zu halten. Die Bielefelder übten bei einem kurzen Aufbau mit ballorientiertem Pressing extrem viel Druck auf den ballführenden Spieler aus, sodass wir entweder zu langen (dadurch auch oft unkontrollierten) Pässen gezwungen wurden oder unsere Außenverteidiger isoliert wurden und kaum Möglichkeiten für Anspiele finden konnten. Schafften wir es dennoch unsere Angriffe weiter nach vorne zu schieben, machten die Bielefelder mit einer 4-1-4-1 artigen Formation mit geringem Abstand zwischen den Ketten den Raum sehr eng und die Gäste hatten so gut wie immer Zugriff auf den Ball. Hohe Laufbereitschaft und harte Zweikampfführung ließ sie das Mittelfeld dominieren. Schlüsselpositionen sind für dieses Spiel die beiden fluiden Achter Mizuta und Schreck, die situationsabhängig entweder die Außenspieler im Pressing unterstützten oder die Mitte zustellten. Die beiden Außenspieler Putaro und Sarenren Bazee übernahmen die Laufarbeit, während Klos den abkippenden Sechser von uns zustellte. Aufgrund der schieren Qualität des Absteigers gibt es auch wenig andere Möglichkeiten das Spiel aufzubauen und lange Bällen waren das einzig vielversprechende Mittel. Das durch eine Pressingauslösung auf Vollath nach einem eigenen Freistoß an der Mittellinie dann auch das Gegentor entsteht, ist also mehr als nur sinnbildlich für den Verlauf des Spiels zu sehen.

Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass Unterberger bereits in der ersten Halbzeit reagiert und Krattenmacher auf Rechtsaußen stellt, damit zum Einen Skarlatidis das Mittelfeld unterstützen kann (also Mizuta in Manndeckung zu nehmen, damit Westermeier Druck auf Wörl machen kann)  und wir zum Anderen durch die Geschwindigkeit von Krattenmacher und Keller öfter die Tiefe hinter der letzten Kette finden können, da wir ohnehin zu langen Bällen gezwungen wurden.

Ideenlos im Spielaufbau & fehlende Entlastung

Wie im ersten Absatz beschrieben, war ein geordneter Spielaufbau kaum umsetzbar und wir setzten bei Angriffen auf lange Bälle und Umschaltmomente nach Ballgewinnen. Durch die Herangehensweise gegen den Ball von Bielefeld wurde bereits klar, dass uns der Ballbesitz sehr schwer gemacht wurde und es weder von außen noch auf dem Platz selbst Impulse für neue Ideen gab. Viel häufiger hätten wir uns aus der Blauen-Bedrängnis kombinieren müssen, um die freien Räume auf der ballfernen Seite zu bespielen. Größter Lichtblick ist für mich der sehr konstante Westermeier, der sich als sehr pressingresistent präsentiert und viele Situationen technisch ansehnlich löst. Jedoch schaffte es die Mannschaft aufgrund des Gegnerdrucks nicht ihn als abkippenden Mittelfeldspieler aufdrehen zu lassen. Und so waren lange Bälle das Mittel der Wahl, um den Bielefelder Riegel zu knacken. Hier gab es auch durchaus vielversprechende Situationen, wenn der Ball durchrutschen konnte. Die Bielefelder konnten sich hier meist auf die Zweikampf- und Kopfballstärke ihrer Innenverteidigung verlassen und der staubsaugenden Wörl eroberte die zweiten Bälle. Durch die Hereinnahme von Hobsch erhielten wir in der zweiten Hälfte durchaus eine neue Dynamik in der Offensive, da er es auch sehr gut versteht Bälle unter Gegnerdruck festzumachen. Ich finde auch, dass jetzt mit Schwabl und Bauer auf außen die Ruhe fehlt, obwohl es Ortel und Waidner ganz solide gemacht haben. Waidner fehlt mit seiner Physis wiederum auf der Sechs, sodass wir derzeit verletzungsgebeutelt etwas hinterherhinken. 

Stabile Abwehrarbeit & Gefahr nach Ballverlust

Trotz der fehlenden Außenspieler macht unsere Elf einen sehr stabilen Eindruck gegen den Ball. Gepresst wurde etwas höher als noch im Spiel gegen Saarbrücken und besonders in der Anfangsphase gelang auch den Bielefeldern so kein gelungener Vorstoß. Krattenmacher und Fetsch waren die vorderste Kette und wurden dahinter von Keller und Skarlatidis unterstützt. Die beiden letzteren agierten jedoch asymetrisch, denn Keller stellte klar den Gegenpart zum rechten Verteidiger von Bielefeld dar, damit Maier den Achter Schreck in Manndeckung nehmen konnte, während Skarlatidis auf der Halbposition optionsorientiert zwischen Mizuta und dem Linksverteidiger blieb, damit Westermeier etwas mehr Druck auf den spielmachenden Sechser Wörl machen kann. Mizuta bewegte sich hier so schlau, dass er sich immer zwischen den beiden befand, um so beide Spieler in ihrer Position zu binden. Wie gut sich Mizuta bewegt, wird beim ersten Gegentor genauer beleuchtet. Wie bereits gewohnt stand unsere Mannschaft nämlich bei Abstößen extrem hoch, was dieses Mal bestraft wurde. Die Ostwestfalen passten den Abstoß auf außen. Lannert spielt vertikal zu Schreck, der zurück dribbelt und zu Lannert passt, sodass dieser dazu kam einen relativ gezielten langen Ball zu spielen, bei welchem wir eins gegen eins verteidigen mussten. Diesen klärte zunächst Welzmüller unglücklich und Waidner spielte diesen dann noch unglücklicher quer. Was jedoch Mizuta macht ist pure Klasse. Er kommt zunächst unterstützend auf die rechte Spielfeldseite und läuft direkt tief als der lange Ball gespielt wird. Skarlatidis kann das Tempo nicht mehr aufnehmen und so ist Mizuta ohne Gegenspieler am Ball und zieht mit Tempo (was Schifferl wiederum nicht mehr aufnehmen kann) nach innen und schließt gegen Vollaths Laufrichtung ab ins Kurze.

Fazit

Wie eben dargelegt, war vor allem Mizuta der Gamechanger für die Bielefelder Offensive. Doch auch ihr variables Spiel machte es unserem 4-4-2 schwer den Druck aufrecht zu halten. Ob durch den Halbraum, Außen oder mit langen Bällen auf Klos, welcher die Bälle oft sehr gut festmachte, die Angriffe waren eklig zu verteidigen und die Gäste kamen in zahlreiche aussichtsreiche Positionen. Hier wird es in zukünftigen Partien auf die Lernkurve unseres Coaches ankommen, der schon gegen Saarbrücken bewiesen hat, dass er auch durchaus anpassungsfähig ist und nicht starr an der Formation festhält, wenn unser Mittelfeld überrannt wird. Das späte Gegentor ist auch etwas hausgemacht, denn die Gegner erkennen immer mehr, dass sie zu Chancen kommen, wenn sie Vollath, dessen Quinoa-Bowl-Bäuchlein im Wet-T-Shirt-Look gut zur Geltung kam, anlaufen und ihn schon oft ins Dribbling zwangen. Zudem sind wir sehr abhängig von Fetschs Tagesform, bzw. von der seines Gegenspielers, da es unser Spiel extrem entlastet, wenn dieser den langen Ball gut hält oder für die Balleroberung des zweiten Balles verarbeitet. Ich gehe stark davon aus, dass jedes Spiel mit unserer Beteiligung ein Kampfspiel wird, besonders wenn im Winter die Rasen der Drittligisten erfahrungsgemäß kein Tiki-Taka zulassen. Hier können dann auch die guten Standards von Skarlatidis und Maier ein spielentscheidendes Mittel werden. Ich bin sehr gespannt, wie es gegen die spielstarke aber relativ unerfahrene Truppe aus Dortmund ausgeht. Michael Eberwein aus deren Truppe würde ich auch sehr gerne in unserem Trikot sehen, falls dieser mal wieder Lust haben sollte in die Landeshauptstadt Bayerns, Unterhaching, zurückzukehren. (Markus schau ob da was geht!!)

Der nächste Ausblick erscheint dann am kommenden Freitag mit einer kleinen Überraschung für diejenigen, die das erste offizielle moneyschwabl Fanmeeting verpasst haben.

Wir lesen uns die Tage.

Auf geht‘s Haching!