Servus mitanand,
das Jahr neigt sich dem Ende zu und schon ist die Adventszeit da, jene magische Periode, in der Menschen panischer Einkäufe tätigen als Bundesliga Manager am Deadline-Day und Jörg aus der Buchhaltung nach dem sechsten Glühwein seine deutsche Hüfte schwingt. Adventskalender öffnen dabei eine eigene Dimension des Zaubers: Türchen um Türchen kämpft man sich durch, in der Hoffnung, dass sich hinter einem Türchen des Bayernlos-Adventskalenders die sehnsüchtig erwartete Frührente verbirgt. Doch ob Schoki, Beauty-Produkte oder Mini-Spirituosen – der Kalender ist längst zum ultimativen Spiegel unserer Konsumgesellschaft geworden. Besinnlichkeit in 24 Häppchen, bei denen sich die wahre Frage stellt: Was machen wir eigentlich an den restlichen 341 Tagen?
Die Adventszeit ist also einerseits die Zeit der Besinnung um das Vergangene Revue passieren zu lassen und andererseits die des Ankommens (lat. advenire). Im Kontext dieses Blogs schwelgen wir also in der Geschichte der Spielvereinigung und stellen uns die Frage: Wer ist denn eigentlich nie so richtig angekommen in der Vorstadt?
8. Türchen: Caleb Clarke
Der Fall Caleb Clarke ist meinem Bruder Leo gewidmet.
Nach einem halben Jahr war Schluss: Servus Caleb!
Es war ein nebliger Abend in der Regionalliga Bayern, als Caleb Clarke das erste Mal auflief – oder besser gesagt: kaum auffiel. Ein kanadisches Talent, einst als Hoffnungsträger für die Vancouver Whitecaps gehandelt, tauchte plötzlich in Haching auf. In der Regio Bayern, versteht sich, nicht die große Bühne. Der Verdächtige war in der Saison 13/14 bereits Gast in dieser Liga – beim FCA. In Augsburg jedoch deutete er mit acht Toren in 26 Spielen an, dass er wusste, wie ein Netz aussieht. Doch das war erst der Anfang einer mysteriösen Reise.
Wie ein gut geplantes Verbrechen nahm alles seinen Lauf: Winter 2015/16, die SpVgg Unterhaching wird zum nächsten Tatort. Clarke, frisch aus Vancouver und angeblich voller Tatendrang, betritt das Spielfeld. Die Fans waren gespannt, schließlich kam da ein Spieler mit MLS-Erfahrung. Doch statt der erhofften Glanztaten ließ Clarke nur eine Frage zurück: „War er wirklich da?“ Sechs Einsätze, keine Tore, zwei Assists – das könnte man glatt übersehen. Wie der Nebel über dem Hachinger Bach verschwand Clarke im Sommer Richtung Amberg.
In Amberg, wo der Fußball weniger glitzert als die Hoffnung auf ein ordentliches Bier, trat er in neun Partien an und erzielte ein einsames Tor. Man munkelt, es war ein Sonntagsschuss an einem Mittwoch. Danach? Nichts. Keine Schlagzeilen, keine Transfers, keine Interviews. Caleb Clarke war weg – spurlos.
Könnte es sein, dass er schlichtweg genug hatte vom Fußball? Oder plant er ein Comeback, so unerwartet wie ein Gegentor in der 90. Minute? Vielleicht trainiert er im Verborgenen, irgendwo in Kanada, auf einem vereisten Bolzplatz, um eines Tages wieder aufzutauchen – und diesmal richtig zuzuschlagen.
Oder aber, und das ist wohl die wahrscheinlichste Theorie: Der Fall Caleb Clarke bleibt ungelöst, eine Anekdote in den Tiefen der Fußballgeschichte, erzählt von jenen, die sich erinnern, wenn sie den Namen zufällig in einer alten Statistik lesen. „Clarke? War das nicht der Typ, der…?“ Ja, genau der.
Wir sehen uns beim nächsten Türchen.
Auf geht‘s Haching!