Servus mitanand,
das Jahr neigt sich dem Ende zu und schon ist die Adventszeit da, jene magische Periode, in der Menschen panischer Einkäufe tätigen als Bundesliga Manager am Deadline-Day und Jörg aus der Buchhaltung nach dem sechsten Glühwein seine deutsche Hüfte schwingt. Adventskalender öffnen dabei eine eigene Dimension des Zaubers: Türchen um Türchen kämpft man sich durch, in der Hoffnung, dass sich hinter einem Türchen des Bayernlos-Adventskalenders die sehnsüchtig erwartete Frührente verbirgt. Doch ob Schoki, Beauty-Produkte oder Mini-Spirituosen – der Kalender ist längst zum ultimativen Spiegel unserer Konsumgesellschaft geworden. Besinnlichkeit in 24 Häppchen, bei denen sich die wahre Frage stellt: Was machen wir eigentlich an den restlichen 341 Tagen?
Die Adventszeit ist also einerseits die Zeit der Besinnung um das Vergangene Revue passieren zu lassen und andererseits die des Ankommens (lat. advenire). Im Kontext dieses Blogs schwelgen wir also in der Geschichte der Spielvereinigung und stellen uns die Frage: Wer ist denn eigentlich nie so richtig angekommen in der Vorstadt?
5. Türchen: Marc Nygaard
Das fünfte Türchen geht wieder zurück in den legendären Transfersommer 2010, als Unterhaching, neben dem bereits vorgestellten Gunnlaugsson, einen noch imposanteren Stürmer für den 3. Liga-Kader von Augenthaler gewinnen konnte. Den großen Mann für die kleinen Momente: Marc Nygaard. Doch beginnen wir am Anfang.
Marc Nygaards Karriere war geprägt von einer Vielzahl internationaler Stationen, die von Dänemark über die Niederlande, Italien, England bis nach Deutschland führten. Besonders bei Randers FC in der dänischen Superliga blühte er auf, erzielte in der Saison 2008/09 beeindruckende 16 Ligatore und empfahl sich als kopfballstarker Strafraumspieler mit internationaler Erfahrung. Genau diese Qualitäten ließen die Fans der Vorstädter hoffen, als der Däne 2010 verpflichtet wurde. Mit seiner imposanten Größe und dem Ruf, entscheidende Treffer erzielen zu können, galt er als Hoffnungsträger für eine Mannschaft, die nach Offensivpower suchte.
Es gibt Fußballer, die schreiben Geschichte – und dann gibt es jene, die einfach nur den Spielbericht füllen. Bei Marc Nygaard, dem 1,96 Meter großen dänischen Sturmtank, schien in der Saison 2010/11 bei Haching eher Zweiteres der Fall gewesen zu sein. Drei Tore in der gesamten Saison gelangen dem Langen, sechs Scorerpunkte – und das bei einem Spieler, der in der Luft so dominant sein sollte wie ein Stiefler gegen Grundschüler. Doch manchmal scheitert auch der größte Turm an einem Bauern.
Besonders kurios: Zwei seiner sechs Scorerpunkte sammelte Nygaard ausgerechnet bei der denkwürdigen 2:7-Niederlage gegen Hansa Rostock. Während sich der Rest der Mannschaft defensiv im kollektiven Tiefschlaf befand, steuerte der Däne immerhin einen Hauch Offensivgeist bei. Mit einem Tor und einer Vorlage zeigte er in diesem Spiel, dass er durchaus in der Lage war, aufzufallen – wenn auch leider zur falschen Gelegenheit. Es war, als hätte er kurz aufblitzen lassen wollen, wofür er eigentlich geholt wurde: Präsenz, Wucht und Kopfballstärke. Doch am Ende blieben es nur Zahlen in einer bitteren Niederlage, die selbst im Archiv von unserhaching eher gemieden wird.
Generell lief die Saison für Nygaard wie ein Kopfball gegen den Pfosten. Während man von einem Spieler seiner Statur erwartet, dass er mindestens in der dritten Liga für Angst und Schrecken sorgt, musste der Däne häufiger verletzungsbedingt passen. Muskuläre Probleme im Oberschenkel und das ein oder andere Wehwehchen hielten ihn davon ab, wirklich durchzustarten. Und wenn er auf dem Platz stand, war er meist so präsent wie eine Giraffe im Nebel.
Am Ende seiner Hachinger Zeit bleibt Marc Nygaard vor allem als Symbol für die alte Fußballweisheit in Erinnerung: Größe allein gewinnt keine Spiele. Und wie so oft im Fußball passten Anspruch und Wirklichkeit nicht recht zusammen – und Nygaard wurde eher zur Anekdote als zur Legende in Haching.
Wir sehen uns beim nächsten Türchen.
Auf geht‘s Haching!