Servus mitanand,
das Jahr neigt sich dem Ende zu und schon ist die Adventszeit da, jene magische Periode, in der Menschen panischer Einkäufe tätigen als Bundesliga Manager am Deadline-Day und Jörg aus der Buchhaltung nach dem sechsten Glühwein seine deutsche Hüfte schwingt. Adventskalender öffnen dabei eine eigene Dimension des Zaubers: Türchen um Türchen kämpft man sich durch, in der Hoffnung, dass sich hinter einem Türchen des Bayernlos-Adventskalenders die sehnsüchtig erwartete Frührente verbirgt. Doch ob Schoki, Beauty-Produkte oder Mini-Spirituosen – der Kalender ist längst zum ultimativen Spiegel unserer Konsumgesellschaft geworden. Besinnlichkeit in 24 Häppchen, bei denen sich die wahre Frage stellt: Was machen wir eigentlich an den restlichen 341 Tagen?
Die Adventszeit ist also einerseits die Zeit der Besinnung um das Vergangene Revue passieren zu lassen und andererseits die des Ankommens (lat. advenire). Im Kontext dieses Blogs schwelgen wir also in der Geschichte der Spielvereinigung und stellen uns die Frage: Wer ist denn eigentlich nie so richtig angekommen in der Vorstadt?
10. Türchen: Florian Dietz
Das Dietz-Aster von Unterhaching. Dieses Türchen zeigt einen Spieler, der aufgrund fehlender Chancen nicht den Durchbruch schaffen konnte.
Florian Dietz’ Zeit bei der Haching – eine Fußnote in der Geschichte des Vereins, ein ungelöstes Rätsel. Als der junge Stürmer 2019 von Werder Bremen II zu den Hachingern kam, waren die Erwartungen groß. Ein talentierter Angreifer mit Perspektive, doch unter Trainer Claus Schromm sollte es nicht sein Durchbruchjahr werden. Dietz kam in der Saison 2019/20 zwar auf 20 Einsätze, doch 526 Minuten auf dem Platz sprechen eine deutliche Sprache: Wenig Spielzeit, keine Tore, keine Assists. Es war eine Phase, in der er viel auf der Bank saß und bei Schromm offenbar nicht die Chance bekam, seine Fähigkeiten zu zeigen.
Trotz seiner zweifellos vorhandenen Qualitäten blieb Dietz in der Hachinger Offensive eher ein Randphänomen. Schromm, der eher auf erfahrene Kräfte setzte und wenig experimentierfreudig war, ließ Dietz nie wirklich zur Entfaltung kommen. Die fehlenden Tore und die überschaubare Spielzeit spiegelten wider, was vielen jungen Spielern in der 3. Liga widerfährt: Die Chance auf den Durchbruch ist selten, die Geduld wird oft auf die Probe gestellt.
Und so zog Dietz weiter, mit einem Gefühl des ungenutzten Potenzials im Gepäck. Nach seinem Abgang aus Unterhaching landete er in der Regio West beim 1.FC Köln II, wo er endlich aufblühte. Dietz traf regelmäßig, glänzte in der Regionalliga – und als er von Steffen Baumgart in die Bundesliga hochgezogen wurde, war der Durchbruch plötzlich nur noch eine Frage der Zeit. Baumgart erkannte das Talent, das Schromm in Unterhaching nicht wirklich zu nutzen wusste. Dietz wurde zu einem wichtigen Bestandteil der ersten Mannschaft und stand plötzlich auf der großen Bühne der Bundesliga. Doch dann kamen die Verletzungen. Kreuzbandrisse, die ihn zurückwarfen und seine Karriere bremsten.
Was hätte Dietz in Unterhaching werden können, wenn er die Chance erhalten hätte? Vielleicht ein weiterer Goldesel, vielleicht aber auch der verlorene Diamant, den Trainer und Verein zu lange unbeachtet ließen. In Köln fand Dietz schließlich sein großes Potenzial – allerdings zu einem Zeitpunkt, als die Verletzungen ihn immer wieder ausbremsten.
Wir lesen uns beim nächsten Türchen.
Auf geht‘s Haching!