Servus mitanand,
das Jahr neigt sich dem Ende zu und schon ist die Adventszeit da, jene magische Periode, in der Menschen panischer Einkäufe tätigen als Bundesliga Manager am Deadline-Day und Jörg aus der Buchhaltung nach dem sechsten Glühwein seine deutsche Hüfte schwingt. Adventskalender öffnen dabei eine eigene Dimension des Zaubers: Türchen um Türchen kämpft man sich durch, in der Hoffnung, dass sich hinter einem Türchen des Bayernlos-Adventskalenders die sehnsüchtig erwartete Frührente verbirgt. Doch ob Schoki, Beauty-Produkte oder Mini-Spirituosen – der Kalender ist längst zum ultimativen Spiegel unserer Konsumgesellschaft geworden. Besinnlichkeit in 24 Häppchen, bei denen sich die wahre Frage stellt: Was machen wir eigentlich an den restlichen 341 Tagen?
Die Adventszeit ist also einerseits die Zeit der Besinnung um das Vergangene Revue passieren zu lassen und andererseits die des Ankommens (lat. advenire). Im Kontext dieses Blogs schwelgen wir also in der Geschichte der Spielvereinigung und stellen uns die Frage: Wer ist denn eigentlich nie so richtig angekommen in der Vorstadt?
11. Türchen: Sebastian Mützel
Düdüdüdüp Sebastian Mützel Düdüpdüdüp. Ein Spieler der in keine bisherige Kategorie passt, weil er seine eigene ist. Der bayrische Ibrahimovic hat für immer einen Platz in meinem Herzen und viel zu oft denke ich in meinem Leben an diesen Mann. Begonnen hat meine Liebe zu Mützel, als ich noch regelmäßig die zweite Mannschaft, de Amas, besucht habe. Hier viel er im Team von keinem Geringeren als Alrfred „Fredy“ Ruthe vor allem mit seiner hitzigen Spielweise auf und später auch durch Tore, viele Tore. In der Bayernliga waren es in seiner zweiten Saison 12 Dinger in 19 Spielen. Sogar Ralph Hasenhüttl, der heute im Niemandsland der Bundesliga überteuerte Spieler zu mittelmäßigen Topverdienern formt, kam an Mützel nicht vorbei und er kam unter dem Österreicher zu seinen ersten drei Kurzeinsätzen in der dritten Liga. Es wird gemunkelt, dass Hasenhüttl nur aufgrund der geringen Spielzeit des kahlköpfigen Protegés geschasst wurde. Unter dem Interimscoach Mathias Lust ging es dann bergauf, ehe Mützel unter dem Übungsleiter Klaus fucking Augenthaler sein erstes Profitor bejubeln durfte. Und was habe ich gejubelt. Hierfür muss ich nicht einmal recherchieren, denn ist es eine meiner Kernerinnerungen:
Der Röhrenbildschirm flimmert und Windows XP bringt das Gehäuse fast an seine Grenzen. Gemeinsam mit meinem Bruder und seinem besten Freund verfolgen wir das Spiel am Unterhaching Live-Ticker, denn diese weite Auswärtsfahrt war an einem Mittwoch angesetzt. Was für Zeiten das doch waren. An das Spiel selbst habe ich wenig Erinnerung, doch kann ich mich an unsere Vorfreude und den wiederkehrenden Glauben erinnern als Mützel für Schweinsteiger eingewechselt wurde. Es dauerte bis kurz vor Schluss und unzählige Klicks auf das „Neuladen“ Symbol bis es dort stand – schwarz auf rot. TOOOOOR für Haching. Und es war, ja genau, Düdüpdüdüp Sebastian Mützel mit einem Kopfball nach Zillners Freistoß. Unglaublich. Wir dachten, oder viel mehr hofften, das war sein Durchbruch. Doch es kam alles anders und Mützel sollte nie mehr für die Vorstadt treffen. Es zog ihn nach Nürnberg und später nach NRW, wo er zwischen Regionalliga und Westfalenliga 2 seine Buden machte. Und meistens mehr als eine. Doch diese eine bleibt für immer ein Teil von mir. Der Mann, der Mythos, der Mützel.
Wir lesen uns beim nächsten Türchen.
Auf geht‘s Haching!