1. Runde DFB Pokal  SpVgg Unterhaching- FC Augsburg – die Analyse

Servus mitanand, 

was war das bitte für ein geiles Spiel?! Unsere Elf kaufte dem Favoriten aus der Bundesliga über 90 Minuten den Schneid ab und es war (Achtung: Zitat Uli Hebel) „kein Klassenunterschied zu sehen.“ Wie im Ausblick bereits angedeutet, schien die Augsburger Mannschaft im Aufbauspiel überfordert und fand keine Lösungen, die eng stehenden Unterhachinger zu knacken. Am Ende steht sogar die Null und die Vorstädter ziehen dank der Tore von Fetsch und Mashigo in die nächste Runde des DFB-Pokals ein. 

Trainer Marc Unterberger hatte keine Lust 90 Minuten den Bus wie im Stadioneck zu parken und ausschließlich auf Konter zu setzen, denn er vertraute beinahe der gleichen Elf wie im Drittligaauftakt in Regensburg. Lediglich die Innenverteidiger Schifferl und Welzmüller tauschten die Seiten und Maier, der wohl leicht angeschlagen war, wurde durch Skarlatidis ersetzt. Die Mannschaft von Enrico Maaßen hatte gleich 5 Neuzugänge in der Startelf, was im Spiel wohl zu fehlenden Automatismen führte.

Aufstellung UHG: Vollath-Schwabl-Schifferl-Welzmüller-Bauer-Skarlatidis-Westermeier-Waidner-Keller-Fetsch-Hobsch

Aufstellung FCA: Dahmen-Engels-Pfeiffer-Winther-Čolina-Vargas-Breithaupt-Dorsch-Maier-Michel-Demirovic

Die Partie im vollen Sportpark begann, unter lautstarken Gesängen des Gästeanhangs, direkt mit einem Schreckmoment. Vollath versucht Fetsch halbhoch anzuspielen, der den Ball ausnahmsweise nicht festmachen konnte, weshalb Vargas den Ball auf die rechte Spielfeldseite bekommt und von Keller gestellt wird, Bauer verpasst es jedoch den hinterlaufenden Engels aufzunehmen und so kommt der Pass des technisch-versierten Schweizers in Richtung Grundlinie. Vollath verpasst zwar die Hereingabe, aber Schifferl steht zum ersten (aber nicht zum letzten) Mal richtig und klärt zur Ecke.

 Bild 1: Vargas kann aufdrehen und wird von Keller gestellt, aber nicht angegangen. Bauer schafft es nicht das Tempo von Engels aufzunehmen.

In Folge dessen beruhigte sich das Spielgeschehen jedoch und der Matchplan der Rot-Blauen war deutlich zu erkennen. So wurde bei gegnerischem Ballbesitz im Pressing auf einen mittleren Block gesetzt, wobei Fetsch die Speerspitze bildete und den ballführenden Spieler anlief, während Hobsch und Westermeier, der aus seiner Rolle im zentralen Mittelfeld nach vorne rückte, die beiden Spielmacher, Dorsch und Breithaupt, eng deckten. Die neugebildete Innenverteidigung aus Pfeiffer und Winther tat sich sichtlich schwer mit progressiven Pässen Anspielstationen zu finden und war so gezwungen den Spielaufbau über die außen einzuleiten. Besonders der Mut gegen den vermeintlich stärkeren Bundesligisten situativ auch hoch anzulaufen soll an dieser Stelle honoriert werden. 

Mit dem Ball in den eigenen Reihen schoben die beiden Innenverteidiger nach außen, um den frei gewordenen Platz in der Mitte für den abkippenden Waidner bzw, Westermeier freizumachen, sodass es, aufgrund der Doppelspitze aus Michel und Neukapitän Demirovic, entweder eine freie Anspielstation gab oder der ballnahe Mittelfeldspieler nachschieben musste. War kein kurzer Aufbau möglich, schlug meist der spielmachende Torwart Vollath einen weiten Ball auf den Zielspieler Fetsch, welcher den Ball dann auf die nachrückenden Mittelfeldspieler tropfen lies, die wiederum mit offener Haltung auf die gegnerische Kette laufen konnten, oder über außen kombinierten. Steil, Klatsch Prinzip par excellence!!

Bild 2: Spielaufbau Unterhaching: Die Augsburger stellen die Passoptionen mit dem abkippenden Waidner zu und Vollath schlägt den Ball in Richtung Fetsch

Die gute Anfangsphase war besonders durch eine giftige Zweikampfführung von uns geprägt und den Versuchen nach Ballgewinnen schnell umzuschalten. Die erste nennenswerte Chance für uns entstand dann jedoch durch einen Standard von Simon Skarlatidis. Den Freistoß von links außen schlug er zunächst Richtung Schifferl, bekam ihn postwendend zurück und versuchte abermals Gefahr im Augsburger Strafraum zu erzeugen. Als der Ball wieder bei ihm landete, hielt er einfach aus circa 25 Metern drauf. Den Schuss lenkte Ex-Mainzer Dahmen mit seiner ersten Parade über die Latte. Die Partie bei 30 Grad ging sehr ausgeglichen in die erste Trinkpause in Minute 25. Die Ratlosigkeit seiner Mannschaft erkannte auch der iPad-Trainer Maaßen und wollte nach Wiederanpfiff Dorsch abkippen lassen, um den Spielaufbau zu unterstützen, sowie Demirovic das Mittelfeld unterstützen sehen. Doch auch die Hachinger hatten Ideen neue Chancen zu kreieren, als sich Schifferl und Fetsch intensiv austauschten. Denn genau diese Kombination setzte nach der Erfrischung das nächste Zeichen. Schifferl spielt den Ball dieses Mal nicht direkt auf Fetsch, sondern hinter die Kette, wo dieser frei auf rechts durchbrechen konnte. Seine Hereingabe wurde wieder in seine Füße geklärt, woraufhin sich der Routinier für einen Lupfer auf die lange Ecke entschied, welcher Dahmen sichtlich Mühe bereitete zu entschärfen. 

Die langen Bälle entfalteten in der 28. Minute schließlich ihre volle Wirkung. Vollath bringt den Ball in Richtung Fetsch. Čolina rückt von links nach innen und springt unter dem Ball durch, sodass dieser auf Skarlatidis kommt, der gegen Winther den Ball behauptet. Der dänische Leihrückkehrer verfolgt unseren Ballkünstler, weshalb Čolina in die Innenverteidigung rückt. Skarla legt den Ball auf unseren sportelnden Sportdirektor ab. Dass zu viel Platz für Markus, der den zweiten Vornamen „Halbfeldflanke“ im Pass stehen hat, folgenschwer sein kann, ist komischerweise noch nicht zu den bayrischen Schwaben durchgedrungen. Schwabl zirkelt den Ball gefühlvoll Richtung zweiten Pfosten. Pfeiffer steht aufgrund der vorherigen Rochade alleine gegen Hobsch und Fetsch und entscheidet sich ballorientiert, kommt aber nicht wirklich in das Kopfballduell. Hobsch legt mustergültig auf Fetsch, der selbst ein Pflichtspiel für den FCA bestritt, ab, den Čolina nicht mehr eingeholt hat. Nach Ballannahme verzögert unser Stürmer, ob aus Erfahrungs- oder Altersgründen sei dahingestellt, so geschickt, dass der Linksschuss direkt in der Augsburger Puppenkiste einschlägt. 

Bild 3: Čolina rückt in die Innenvertidigung, Winther verfolgt Skarlatidis, Maier versucht zu unterstützen: Platz für Markus Schwabl

Bild 4: 2 gegen 1 Situation für Pfeiffer, nach Maßflanke von Schwabl. Btw ein Steckpass auf Skarlatidis wäre auch möglich gewesen, lieber Markus 😉

Kurz vor der Pause dann die Riesenchance für Demirovic. Ein schnell ausgeführter, aber ziemlich falscher, Einwurf von Vargas wird von Breithaupt zurückgespielt. Der so gewonnene Raum eröffnet viel Platz für den Pass auf Demirovic im Zentrum. Dessen ungenaue Ablage auf Breithaupt wird unglücklicherweise von Skarlatidis, á la Iniesta, so dermaßen perfekt über Welzmüller gechipt, dass der Stürmer mutterseelenallein vor Vollath auftaucht. Der Keeper mit dem Oberkörper eines Wrestlers zeigt dafür mal wieder, wieso er im Eins gegen Eins zu den besten gehört und bleibt so lange stehen, dass er den Schuss mit einem Weltklassereflex pariert

Bild 5: Viel Raum für Demirovic, der klatschen lässt und tief läuft. Skarlatidis spielt den Ball nach Zweikampf (blauer Pfeil) über die Kette.

Zum Glück ging es mit einer 1:0 Führung in die Pause und unsere Jungs konnten neue Kraft für wahrscheinlich anstrengende weitere 45 Minuten tanken. Die zweite Spielhälfte begann mit einer Chance für Ex-Unioner Michel, als der Ball nach einem langen Einwurf durchrutscht und er aus 5 Metern abschließt. Schwabl wirft sich überragend in die Schussbahn, wodurch Vollath den Ball entspannt aufnehmen kann. Die erste Riesenchance für uns in Halbzeit 2 gab es in der 54. Minute. Wieder ist es Michel, der diesmal einen fatalen Ballverlust im Mittelfeld fabriziert. Waidner spielt den Ball auf Westermeier, dieser legt auf außen zu Keller und startet durch. Keller legt wieder ab auf den mitgelaufenen Waidner, dessen Steilpass den durchgebrochenen Westermeier auf die Reise schickt. Leider findet seine Flanke nicht den blanken Hobsch auf dem langen Pfosten, nachdem Fetschs Laufweg auf den Kurzen Pfeiffer mitzog. Ohne diesem technischen Malheur wäre durch diesen Konter aus dem Lehrbuch das 2:0 sicher gewesen. 

Bild 6: Waidner gewinnt den Ball und spielt zu Westermeier, den Dorsch stehenlässt. Dieser legt den Ball auf außen und startet durch Richtung Tor

Bild 7: Keller legt zurück auf Waidner und schickt Westermeier steil, während Fetsch und Hobsch in den Straufraum stürmen.

Die unpräzisen Fuggerstädter spielten erschreckend ideenlos und unpräzise und konnten keine großen Chancen erspielen. Ganz anders unsere SpVgg: Wieder wird ein langer Ball von Fetsch abgelegt. Keller auf rechts wäre frei durch, dessen Spurt wird aber durch den Pfiff des Schiedsrichters unterbrochen, da er wohl knapp im Abseits war und der Vorteil durch das taktische Foul nicht zu Stande kam (Gelb für Pedersen).

Kurz nach der zweiten Trinkpause verlässt Westermeier, der locker einen Halbmarathon hinter sich hat und für mich mit der beste Spieler auf dem Platz war, das Feld für Maier. Die gelbe Karte des Spiels bekam Schifferl kurz darauf. Der Österreicher verpasst mit der Grätsche den Ball und schmettert ihn daraufhin mit seiner Hand aus der Gefahrenzone, aus ihm wäre wohl auch ein, im wahrsten Sinne des Wortes, herausragender Volleyballer geworden. Aus der gefährlichen Freistoßposition macht Vargas nichts. Bis zu den nächsten Wechsel dauerte es nicht lange und so kam Berisha für den unglücklichen Debütanten Michel und auf Hachinger Seite Krattenmacher, der wenig später mit einem geilen Dribbling gegen Pfeiffer ebenfalls einen guten Freistoß rausholte, für das Arbeitstier Hobsch. In der 83. Minute ging noch der von Krämpfen geplagte Skarlatidis und Mashigo, der noch eine entscheidende Rolle spielt, betrat das Spielfeld. Augsburg versuchte es mit der Brechstange, aber hatte bis auf zwei Fernschüsse von Berisha und einem Kopfball nach Halbfeldflanke von Tietz, bei dem, der sonst überragende, Schifferl einen kleinen Stellungsfehler hatte, nichts anzubieten. Da hatten wir Glück, dass Tietz keinen Druck auf den Ball bekommt. So verteidigten die ebenbürtigen Vorstädter alles weg, was in Richtung Rene Vollath flog. 

Dann kommt in der 94. Minute ein weiter Einwurf in den Hachinger Sechzehner. Nach verwirrenden Ping-Pong klärt Schiffer hoch und weit (bringt Sicherheit). Der letzte Mann Pedersen versucht ihn direkt wieder in den Strafraum zu bringen, trifft den Ball aber so schlecht, dass er dem (ich hab‘s bereits geschrieben) oberbayrischen Toni Kroos aka Dennis Waidner vor die Füße fällt. Sein Steilpass auf den durchgestarteten Mashigo kommt perfekt in den Lauf (Manu Baum Tiefenläufe Prototyp), sodass er gemeinsam mit Krattenmacher gegen Rexhbecaj und Winther auf das Augsburger Tor zuläuft. Pedersen hielt es nicht für nötig noch einmal einen Sprint anzuziehen, obwohl er eingewechselt wurde (Enrico, falls du das liest, würde ich mir Gedanken machen). Hätte Rexhbecaj in der Videoanalyse aufgepasst, hätte er seine Hüfte schonen können, denn Boipelo macht das, was er am besten kann, schnell abkappen und abschließen. 2:0 und Jubelszenen, wie aus einem amerikanischen Sportfilm, nachdem der Underdog trotz zahlreicher Wendungen den großen Gegner besiegt. I glaub i dram!

Bild 8: Pedersen spielt auf Waidner, der schnell schaltet und den vernichtenden Konter einleitet.

Fazit: Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass unsere Mannschaft gegen Augsburg bestehen kann. Doch so schön ist der Fußball! Die Elf überzeugte auf ganzer Linie und blieb über die kompletten 90 Minuten so heiß, wie‘s Hachinger Pfandl im Wirtshaus. Schifferl war, bis auf zwei Stellungsfehler (Ecke erste Halbzeit und Tietz Chance am Schluss) unglaublich stark. Die Fans des FCA reklamierten in Hälfte zwei auf Handspiel, dabei hatte der Neuzugang sein Bein ungefähr auf Lattenhöhe hochgeschraubt. Schwabl ging mal wieder mit Kampf und Leidenschaft voran und lieferte eine Zuckerflanke, die zum Wirkungstreffer führte. Westermeier gefiel mir extrem und ich bin gespannt, wie der sich mit viel Spielpraxis im Ligabetrieb entwickelt. Insgesamt haben wohl viele Scouts beobachten können, wie gut die Jungs aus unserem NLZ sind und dass der Weg von Manni kein Harakiri sein muss. Im Blickpunkt Sport betonte er dann ebenfalls, wie wichtig er den Weg mit Marc Unterberger findet, da dieser die jungen Spieler wohl super mitnehmen kann und ihnen wahrscheinlich mehr Vertrauen schenkt als ein externer Coach. Die unerwartete Finanzspritze investiert unser Sportdirektor, dann vielleicht, nach Abzug der Unterberger-Strafe, direkt in den Leuchtturm Schifferl. Mich würde es freuen. Fast genauso, wie in Runde zwei wieder ein geiles Spiel im ausverkauften Sportpark zu sehen!

Wir lesen uns zum Ausblick.

Auf geht‘s Haching!