6. Spieltag  SpVgg Unterhaching – 1. FC Saarbrücken – die Analyse

Servus mitanand, 

die meisten werden wissen, dass Fußball als Kontaktsport zu den verletzungshäufigen Sportarten zählt. Als Verletzung gilt laut UEFA jede Blessur, die eine Unterbrechung des Trainings bzw. Spiels bedeutet oder ein Verpassen der nächsten Einheit zur Folge hat. Dass Fußball mit ca. 200.000 professionellen und 240 000 000 Amateuren als populärste Sportart auch für die meisten Sportverletzungen verantwortlich ist, verwundert daher wenig. Beinahe 50% der in Deutschland gemeldeten Verletzungen bei sportlichen Betätigungen passieren während der schönsten Nebensache der Welt, am vergangenen Sonntag sogar eine so schlimme, dass selbst der Fußball zur Nebensache wurde. Bei Profis ist aufgrund der Dauerbelastung, des Tempos und der kleinen Kader das Verletzungsrisiko sogar noch höher, sodass ein Vertragsspieler im Durchschnitt vier bis sechsmal eher Gefahr läuft, sich in einem Spiel als im Training zu verletzen und so zwei Mal pro Saison nicht zur Verfügung steht. Die Bandbreite der Verletzungen ist noch größer als die Auswahl an paniertem Klopffleisch am Schnitzeltag im Wirtshaus und reicht von eingewachsenen Zehennägeln (Marco Asensio) bis zum Schädelbasisbruch (Petr Cech). Am häufigsten ist jedoch die untere Extremität betroffen, also vor allem das Sprunggelenk (Servus Markus!), das Kniegelenk und die Ober- und Unterschenkelmuskeln, wobei die Gründe häufig bei chronischer Dauerbelastung aber hauptsächlich dem Gegnerkontakt liegen. 

Mit Gegnerkontakt hat eben auch die meist diskutierte und alles weitere überschattende Szene des Spiels zu tun. Es läuft die 31. Minute. Brünker legt einen langen Ball an der Mittellinie mit der Brust quer. Bauer und Schmidt sprinten in Richtung des freien Spielgeräts. Bauer setzt zur Grätsche an und ist auch schneller als sein Gegenspieler am Ball. Schmidt versucht durchzuziehen und trifft dabei das harte Knie von Bauer mit seinem Schienbein. Die Kräfte wirken bei diesem Pressschlag so dermaßen, dass sofort ersichtlich ist, dass das Bein des Saarbrückeners gebrochen ist. Eine bittere Szene, die zwar selten aber dennoch vorkommen kann. Einerseits kann ich die Forderung einer roten Karte verstehen, andererseits war Bauers Bein nicht gestreckt und Schmidt ging selbst auch sehr motiviert in den Zweikampf. Dass dieser mit einer so schrecklichen Verletzung endet, war niemals die Intention einer der beiden und so bleibt mir auch nichts anderes übrig als gute Genesungswünsche an Patrick Schmidt auszusprechen. 

Doch es wurde beim ersten eigenen Sonntagsspiel um 19:30 in der dritten Liga entgegen der Berichte in diversen Medien auch Fußball gespielt und diese 90 Minuten waren allen voran durch tiefere Ausrichtungen gegen den Ball, solides Mittelfeldpressing und ähnliche Spielideen beider Mannschaften geprägt.

Zuerst das seit Wochen Positive: eine defensive Kompaktheit, die durch klar verteilte Rollen auch eine vielseitige Anpassungsfähigkeit im Defensivspiel ermöglicht, da zum Beispiel bei einem zu forschen Herausrücken eines Mittelfeldspielers die Nebenleute direkt seinen Part übernehmen. Der Saarbrücker Coach erkannte, dass unser situationsbedingtes und ballorientiertes Pressing im Mittelfeld immer wieder Räume in den Halbräumen neben den Sechsern eröffnet, über welchen die Saarländer schnell den steilen Pass hinter die letzte Kette in den Sechzehner suchten, was wiederum besonders in der Mitte der zweiten Halbzeit zu guten Chancen und einer Dauerdrucksituation für die Unterberger-Elf sorgte. Hier ist direkt Schifferl als Fixpunkt in der Endverteidigung hervorzuheben, weil beinahe jeder Ball in Richtung des Brackerls Brünker wegverteidigt werden konnte. 

Mit dem Pressing der vordersten Linie aus Fetsch und Hobsch konnte wenig Druck auf die aufbauende Dreierkette (durch den abkippenden Sechser) der Saarbrücker ausgeübt werden. Zu viel Zeit und Raum mit Ball sorgten dafür, dass die meisten Angriffe der Gäste bis weit in unsere Hälfte vorgetragen werden konnten. Das erkannte aber natürlich unser Coach, der in der zweiten Hälfte Fetsch alleine vorne ließ, um Hobsch das Mittelfeld unterstützen zu lassen und gleichzeitig so weniger Platz in den Halbräumen zu offenbaren. Doch gab es das gleiche Problem auf der gegenüberliegenden Seite, denn Maier hatte auf unserer Seite im Spielaufbau beinahe immer genug Zeit und Platz, um aufzudrehen und das Spiel zu verlagern. Denn so war es für Brünker und Schmidt beinahe unmöglich die Passoptionen für Schifferl, Welzi und den „aufrückenden Sechser“ Vollath zuzustellen und vor allem Maier, der als zurückgezogener Spielmacher agierte, hatte häufig sehr viel Platz. Wie gewohnt in der aktuellen Saison schoben unsere Ketten bei ruhenden Bällen tief in der gegnerischen Hälfte hoch, sodass der Gegner meist zu einem langen Ball gezwungen war und die Ballbesitzsicherung erschwert wird. Dennoch machten die grundsätzlich tieferen Grundausrichtungen das Spiel ruhiger und es konnten kaum Ballgewinne in gefährlichen Räumen erzwungen werden. 

Unser Spielaufbau fand zudem sehr häufig über die Außenverteidiger, besonders Waidner auf rechts, statt. Hier wurde durch Kombinationen nahe der Außenlinie versucht Platz hinter den Pendants in Blau-Schwarz auf der Außenbahn zu finden. Dies gelang jedoch relativ selten, wie bei der Chance von Skarlatidis nach Krattenmacher Flanke. Auf Bauers Seite war der Plan entweder nach Ballsicherung schnell das Spiel nach rechts zu verlagern, um dort freie Räume zu bespielen, was Sinn machen würde, da sowohl Bauer als auch Skarlatidis einen starken rechten Fuß haben oder die Saarbrückner machten es unseren Jungs einfach zu schwer sich dort freizuspielen, sodass unsere Jungs dazu gezwungen waren. Deshalb war das Spiel vor allem in der ersten Hälfte ziemlich rechtslastig. Wobei Krattenmacher hier mehrfach sein Talent aufblitzen ließ und ersichtlich wurde, dass er den Ball so streichelt wie andere nicht ihr Haustier. In der zweiten Hälfte wurde dies nach der Hereinnahme von Keller etwas ausgeglichener. Natürlich gab es auch auf beiden Seiten die Ansätze mit langen Bällen ihre Zielspieler (Fetsch und Brünker) zu finden und so die Angriffe schnell nach vorne zu tragen. Auch hier gebührt den beiden Abwehrreihen das Lob, da sie mit mutigem und konsequentem Nachvorneverteidigen den beiden Ochsen wenig Luft zu Atmen gaben.

Zwar gab es, besonders in der zweiten Hälfte, zahlreiche aussichtsreiche Umschaltmomente doch durch den meist weiten Weg, einer vorausschaubaren Raumwahl, Entscheidungen mit Neigung zur Hektik und last but not least technischen Issues entstanden wenige gefährliche Situationen für den Herren im Aufwärmshirt (ob er es deshalb getragen hat?).

Kurz vor der Crunchtime nahmen die Gäste dann das Heft des Handelns in die Hand. Hier haben wir es auch dem leidenschaftlichen Abwehreinsatz zu verdanken, dass hier kein Tor fällt. Für mich fing sich die Vorstadtelf überraschender Weise in der Endphase des Spiels und hatte so mehrfach gute Möglichkeiten. Der zurecht große Aufschrei entstand nach einem Foul an Fetsch, nachdem Skarla seinen Gegenspieler auf Außen mit einem dermaßen frechen Panna stehen ließ und so Platz vor sich hatte. Sein Freistoß kommt perfekt dahin, wo es am schwierigsten ist zu verteidigen und Stiefler kommt an den Ball. Über die Entscheidung, beim darauffolgenden Handspiel nicht auf den Punkt zu zeigen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln, verzichte aber nachdem ich „Unparteiisch“ in der ARD Mediathek gesehen habe (absolute Empfehlung) auf eine Wutrede. So blieb dann auch die Endphase ohne Entscheidung und wir lassen einen Punkt mit weißer Weste im WIRKLICH geweihten UhlsportPARK. Die Szenen mit dem Pfarrer werde ich trotz meiner römisch-katholischen Prägung hier jedoch unkommentiert lassen. 

Doch es geht ja am heutigen Freitag auch schon direkt weiter auf dem geweihten Hybrid-Grün. Und zwar gegen die Wundertüte der Liga, der Arminia aus Bielefeld. Es ist einfach immer noch schwer diese Mannschaft, nach komplett Erneuerung, einzuschätzen und unsere tut gut daran dies nicht zu unterschätzen.

An alle, die es so weit geschafft haben, schon Mal ein dickes Merci für‘s Lesen, da ich diesen Aufwand ja dann auch nicht nur für mich machen möchte. Entschuldigung, dass ich diese Woche den gewohnten Rhythmus nicht einhalten konnte und die angekündigte Taktiktafel noch keinen Einzug in meinen Beitrag gefunden hat. Dies liegt ganz einfach daran, dass ich neben meiner Lohnarbeit auch noch ein Sozialleben außerhalb der Konversationen auf meinem moneyschwabl Instagramprofil (auch eine absolute Empfehlung für Meme-Connoiseure) pflege. Ich gelobe Besserung und freue mich darauf euch die nächsten Artikel wieder mit mehr Liebe zum Detail (und Taktiktafel) zu präsentieren.

Wir lesen uns die Tage.

Auf geht‘s Haching.