Servus mitanand,
die Wochenenden seit dem ersten Auswärtsspiel in Regensburg verbrachte ich, nach vollbrachter Maloche, eremitisch in meinem dunklen Arbeitszimmer. Im Kerzenschein hackte ich manisch auf meine Schreibmaschine ein, um Woche für Woche dieser Seite Leben einzuhauchen. Diese Selbstkasteiung mit dem höheren Zweck den Menschen in Unterhaching, welchen ich mich physisch nicht mehr verbunden fühlen kann, beste Unterhaltung zu bieten, sollte nun endlich ein Ende finden, da in meinem Herzen die Sehnsucht nach Abenteuer und fremden Stadien schlummerte.
Und was kann schon ein größeres Abenteuer sein, als die Reise nach Verl anzutreten, da der Sportclub hochpersönlich auf der Homepage von einer Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aufgrund der Anbindung ausdrücklich abrät. Spannend wurde es dann auch tatsächlich erst am Gütersloher Hauptbahnhof, dessen Vorplatz vom Duft des Popcorns des gegenüberliegenden Kinos erfüllt ist. Trotz des betörnenden Bouquets von aufgeplatzten Maiskörnern wuchs lediglich das Verlangen nach der örtlichen Brauspezialität „Paderborner Pilsener“. Euphorisiert ob der Wirkung des herrlichen Hopfentees zog es mich beinahe magisch in das Gespräch mit einem Mann, dessen Oberkörper in das rote Leibchen der Spielvereinigung Unterhaching mit der Beflockung 5, Zimmermann gehüllt war. Nach wenigen Worten über die weitere Anreise gewann meine Reisegruppe, mit der Mission unsere Helden beim anstehenden Spiel zu unterstützen, ein weiteres Mitglied. Im Bus Nummer 73 begegneten wir einem Ur-Verler mit dem kryptischen Namen „Double Twentynine“, der uns auch direkt eine Sightseeingtour durch seine Vergangenheit bot, wobei besonders seine verflossenen Liebschaften eine Rolle spielten. Am Busbahnhof in Verl angekommen waren wir von der Sportbegeisterung der Verler Bevölkerung überwältigt und standen so vor der schweren Entscheidung, ob wir anstelle des Fußballspiels nicht vielleicht doch einen der zwölf (!!!) Brieftaubenzuchtvereine, einen von drei Rassegeflügelzuchtvereinen oder das Tractor Pulling Team Verl besuchen sollten. Zum Glück besannen wir uns schnell dazu unser eigentliches Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, zumal unser einheimischer Begleiter einen Platz am längsten Stadiontresen sicher hatte.
Dank „DTs“ Ortskenntnis, wie wir ihn nun als Freunde nennen durften, war der Weg zum Gästeblock, gesäumt von gelangweilten Parkplatzwächtern, nur ein weiteres Paderborner entfernt. Schon aus der Ferne erkannte ich beinahe vergessene Gesichter, die sichtlich von der Busanreise gezeichnet waren. Nach der Begrüßung der Teilnehmer des ersten moneyschwabl Fanmeetings war es meine journalistische Pflicht das kulinarische Angebot der Sportclub Arena zu testen. Besonders die Manta-Platte für 7,50€ (Currywurst mit Pommes) wird vielen aus dem Gästeanhang in Erinnerung bleiben, da sie mit einem herrlichen Spiel von Schärfe und Deftigkeit ummantelt von einer salzigen Hitze zu überzeugen wusste. Die Stadionbewirtung empfahl zur Begleitung ein leicht schales Herforder Pils. Insgesamt eine 7,9 auf der moneyschwabl-Skala!
Dieser positive Ersteindruck änderte sich dann leider nach dem Erklimmen der 14 Treppenstufen in den Gästeblock. Grundsätzlich habe ich nichts gegen kleine Stadien einzuwenden, jedoch war das Blickfeld zwischen dem, mit Metallspitzen geschmückten, Zaun und dem Stadiondach so klein, dass ich mich wie Uli Hoeneß während seines Aufenthalts in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech fühlte. Wohl auch wegen der Bratwurstsemmel in meiner Hand.
Wenige Minuten später begann der Grund meiner Reise und dieser Zeilen hier und wir konnten die Mannschaften aus dem gegenüberliegenden Spielertunnel den Rasen betreten sehen.
In den ersten Minuten setzten die Mannen von Trainer Unterberger auf ein Angriffspressing, um die bisher anfällige Verler Abwehr direkt in Bedrängnis zu bringen. Doch schon zu Beginn war deutlich zu erkennen, dass die Truppe aus dem Gütersloher Vorort um sehr gute Kicker in ihren Reihen weiß. So versuchte die Heimmannschaft das Spiel immer ruhig aufzubauen und schaffte es ihre Angriffe über außen gut zu organisieren, sodass es immer wieder gute Flankengelegenheiten gab. Unsere Abwehrorganisation versuchte dann eine Mischform aus einem individuellen mann- und passwegorientiertem Pressing, sodass wieder meist die Dreiergruppe Hobsch, Fetsch und Westermeier die ballführenden Spieler unter Druck setzte. War der Verler Spielaufbau dann weiter fortgeschritten zog sich die Elf etwas zurück und presste die gegnerische Mannschaft erst im Mittelfeld. Nach Ballgewinnen wurde situationsbedingt umgeschaltet und entweder der direkte Gegenstoß nach Möglichkeit in der Tiefe gesucht oder der Ballbesitz über Vollath gesichert. Unsere Angriffe waren wegen des laufintensiven und hohen Pressings der Gegner schwer zu organisieren, was wiederum zeigt, dass der SC Verl ein stärkerer Gegner, als die Tabellenplatzierung vermuten lies, war. Durch den ausgeübten Druck waren wir meist dazu gezwungen den Ball schnell nach vorne zu schlagen, um einen möglichen Ballverlust in Tornähe zu verhindern. Meine wirren Versuche der Spielmoneypulation kommentierte unser Torwart und für mich der Man of the Match mit einem bestimmten aber sympathischen „Halt die Schnauze“, weswegen ich mich in der kommenden Schaffenspause bis zum Spiel gegen Saarbrücken versuche auf meine Kernkompetenz des Schreibens zu konzentrieren. Mit solchen Ansagen von außerhalb des Spielfelds musste sich der Torwart wohl seit Ponomarev in Uerdingen nicht mehr ausgesetzt sehen. Noch einmal „Sorry Rene“ von offizieller Seite. Aus unserem Blickwinkel war es dann auch eine ziemlich chancenarme Partie, in der sich beide Teams durch konzentrierte Defensivarbeit neutralisierten, wobei die Verler kurz vor der Halbzeit den Ball nach einer Ecke, dank eben Vollath, nicht über die Linie brachten. In der zweiten Halbzeit war die größte Möglichkeit für uns mal wieder durch eine Halbfeldflanke von rechts, die Hobsch kunstvoll per Fallrückzieher auf den Kopf von Fetsch lenkte, wessen Kopfball aber direkt auf den Keeper Unbehaun kam. Nachtrag: Ein aufmerksamer Leser machte mich natürlich noch auf den schönen Abschluss von Keller aufmerksam, der knapp über die Latte zischte. In der ersten Halbzeit war noch Fetsch frei nach einer Ecke zum Abschluss gekommen, der Schuss kam aber zu zentral aufs Tor. Bei Auswärtsspielen gibt es immer etwas Schwund.
Am Ende war es ein sehr umkämpftes, aber ebenso gerechtes Remis bei einem starken Gegner, bei welchem sich wohl noch viele Mitkontrahenten die Zähne ausbeißen werden. So ist die Vorstadt als Aufsteiger weiterhin ungeschlagen und konnte beim SC Verl, der bis zu diesem Spiel die meisten Tore erzielte, die Null halten. Stark! Ich bin jetzt schon auf die nächsten Partien gespannt, besonders wie sich unser, nach Stallgeruch odelnder, Kader gegen die Teams aus Saarbrücken und Bielefeld schlägt. Resümierend sagt moneyschwabl:„Das erste Fanmeeting war ein voller Erfolg. Neben einem Punkt konnte ich sogar ein Selfie mit Markus Schwabl nach Hause nehmen!“
Bis zum nächsten Heimspiel gegen die Saarländer geht dieser Blog ebenfalls in die Länderspielpause (Grüße an Leon Goretzka), was mir auch etwas Luft verschafft meine Kreativität für frische Texte aufzufüllen, weshalb ich euch bereits heute die „moneyschwabl-Taktiktafel“ für die nächste Analyse ankündigen kann. Wer etwas zum kommenden Toto-Pokal Spiel in Illertissen lesen möchte, hat hier sicherlich die Gelegenheit bei meinem Blogger-Kollegen von www.ueberhaching.de dieses Bedürfnis zu stillen. Wer es jedoch nicht ohne meinen geistreichen Hachingcontent schafft, schaut am Besten auf meiner Instagramseite vorbei.
Wir lesen uns die Tage.
Auf geht‘s Haching!