Servus mitanand,
Sandro weg, Haino weg, Adidas weg. Letztes Jahr hätte ich vor der Saison bei diesen
Nachrichten wohl vor Schreck meinen Knödel ins Weißbier fallen lassen, aber dieses Jahr ist irgendwie alles anders. Klar ist es schade, dass Sandro Wagner nicht noch ein Jahr dritte Liga dranhängen möchte, da es mit ihm einfach gepasst hat wie Hobsch auf Mallorca. Eine Drittliga-Lebensversicherung wie Hain abzugeben ist nach seinen Verletzungen und den Leistungen von Hobsch und Fetsch dafür irgendwie zu verschmerzen und ich gönne ihm einfach das Abenteuer in Neuseeland. Naja und Adidas… Klar die Trikots waren geil und als gefühlt einziger unterklassiger Club vom Unternehmen aus Herzogenaurach ausgerüstet zu werden, war auch ein Alleinstellungsmerkmal. Hier bin ich inzwischen jedoch froh, dass ein neuer Ausrüster gefunden wurde, so hat Adidas wohl kaum bis nichts bezahlt, um unsere Trikotsätze zu zieren. So kam der Deal eher einem Dorfverein nahe, der sich beim lokalen Sportgeschäft die schönsten Trikots kauft. Über den Schönheitsfaktor unserer neuen Shirts lässt sich wie über alles Ästhetische natürlich streiten, weshalb ich mir eine Wertung an dieser Stelle spare.
Aber es war natürlich nicht nur Stephan Hain, der uns verlassen hat. So steht uns am Samstag mit Niclas Anspach eines unserer ehemaligen Top-Talente gegenüber, der sich eine gute Leistung hoffentlich für den zweiten Spieltag aufhebt, falls er denn in diesem starkem Kader überhaupt zum Zug kommt. Weiterhin verlassen hat uns mit David Pisot der erfahrenste Innenverteidiger, der zwar letzte Saison, im Vergleich zur vorherigen, mit gutem Stellungsspiel und zuverlässiger Ruhe zu überzeugen wusste, aber dieses Jahr altersbedingt auch nicht zwingend in der Rumpelliga spielen muss. Da tut der Verlust von „Diffi“ Ehlich schon viel mehr weh, da er besonders in der Rückrunde seinen Job links hinten so herausragend machte, dass es ihm einen Vertrag beim ehemaligen Zweitligisten SV Sandhausen einbrachte. Dort freut man sich bestimmt schon auf seinen unwiderstehlichen Antritt und ich drücke wirklich beide Daumen, dass er sich dort auch in die Startelf spielt, was bei uns wiederum auch schon lange genug gedauert hat. Auch das Talente-Trio aus Porta, Hausmann und Seidel wird sich zukünftig ein anderes Leibchen überwerfen, wobei von Letzterem noch der Rekord des jüngsten Spielers in der dritten Liga zu erwähnen ist.
Und dann ging’s ab in Trainingslager nach Schlanders unter dem neuen Trainer mit Stallgeruch: Marc Unterberger. Der 34-Jährige arbeitete sich innerhalb des Vereins aus dem Jugendbereich über die U17 und U19 bis zu den Profis nach oben. Er stieg mit seiner Mannschaft im letzten Jahr aus der U19 Bundesliga ab und kann diese Erfahrung vielleicht im diesjährigen erwarteten Abstiegskampf einbringen. Insgesamt finde ich es aber tatsächlich eine gute Lösung, da wir in der Vergangenheit auch teure externe Trainer verpflichteten, die genau gar nichts brachten. Und wer weiß, vielleicht bewegt sich Unterberger bald auf Manuel Baums Spuren und kann dann große Teams wie den FC Schalke 04 oder Knossis Auswahl trainieren, bis er dann in einem TikTok-Kanal die taktische Herangehensweise vom FC Süderbrarup analysiert. (Werner Beinhart lässt an dieser Stelle grüßen)
Auf dem überraschend professionellen und unterhaltsamen Instagram-Kanal der Spielvereinigung hatte ich nach all den Abgängen den Eindruck, dass unser technischer Leiter/Kapitän/Innenverteidiger/Lazarett-Stammgast Seppi Welzmüller die gesamte Mannschaft in einem Sprinter nach Südtirol kutschiert hat, was die guten Auftritte und Ergebnisse, besonders gegen Hannover und Ajax Amsterdam(!), in den folgenden Partien aber schnell revidierten. Die neuen Doppelfunktionen von Welzmüller und Schwabl (also Markus, nein der Präsi schnürt sich nicht nochmal seine Schuhe) sind ein Novum im deutschen Profifußball und mein Gefühl sagt mir, dass das super passen wird, da es schon lange her ist, zwei ähnliche Identifikationsfiguren, die den Verein so l(i)eben, auch nach ihrer Karriere an den Verein zu binden. Vielleicht haben die beiden auch den Deal mit dem neuen Innenverteidiger Schifferl, der mehr einem Frachter ähnelt, eingetütet. Besonders die zukünftigen Vertragsverhandlungen in der Doppelfunktion stelle ich mir jetzt schon besonders zäh vor: „Lieber Seppi, du hast einen neuen Vertrag mit Stammplatzgarantie verdient!“ „Danke Seppi, du bist der Beste.“ „Gerne, Seppi!“
Freuen können sich aber hingegen alle Beteiligten über den neuen Geldsegen aus der TV-Vermarktung für die dritte Liga, obwohl zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht feststeht, wie dieser ausgeschüttet werden soll und noch ferner ist zu beurteilen, ob der vierjährige Deal die dritte Liga endlich profitabel für Vereine macht. Hier bin ich bei der langjährigen Kritik unseres Präsidenten, denn mehr Geld wird viele Vereine noch eher dazu verleiten, auf Altstars aus Liga 2 zu setzen, anstatt jungen Talenten die Chance zu geben, sich in einer Profiliga zu beweisen, sodass ich aus eigenem Interesse eine Koppelung an Einsatzzeiten junger Spieler als sehr wünschenswert erachte.
Zum Glück gab es, wie auch immer, die Lizenz für uns in dieser Spielzeit und es ist klar, dass wir den Weg mit einem sehr jungen Kader gehen, lediglich neun gestandene Profis bilden das Gerüst in der Hachinger Erfahrungsmatrix. Doch das tut der Vorfreude keineswegs Abbruch, da erstens auf allen Schlüsselpositionen wichtige Spieler gehalten werden konnten und zweitens unsere jungen Spieler durchaus das Zeug dazu haben, bereits dieses Jahr ihre Drittligareife nachzuweisen. Besonders hervorheben möchte ich zunächst Dennis Waidner, der schon jetzt überregional als der bayrische Toni Kroos gilt und wir gespannt sein dürfen, wie er seine Aufgaben in der Zentrale meistert. Persönlich gespannt bin ich außerdem auf Boipelo Mashigo und hoffe, dass er dieses Jahr den Sprung in die Startelf machen kann. Schon lange habe ich keine so feine Technik im Rot-Blauen-Trikot bestaunen dürfen und so wird er auch dieses Jahr mit Sicherheit den ein oder anderen Verteidiger frisch machen. Zuletzt steckt Maurice Krattenmacher noch seine wohl schwerere Verletzung gut weg und kann mit ein paar Kisten zum Erreichen des großen Ziels,
Klassenerhalt, beitragen. Wie ich diese Zeilen schreibe merke ich, dass eigentlich alle unserer jungen Spieler zumindest das Potential inne haben in der neuen Liga mithalten zu können und es zwar ein schweres Jahr wird, aber nicht komplett hoffnungslos.
Genau wie das erste Saisonspiel, das mit dem Absteiger SSV Jahn Regensburg gleich ein Brett bereithält. Dieses Spiel ist in den unterklassigen Ligen ebenso ein Klassiker wie „Mannis Schinkennudeln“ im Wirtshaus. Ich erinnere mich noch blendend an den legendären Elfmeter von Ralf Bucher (Fußballgott!) zum Sieg in Regensburg. Aber eine Prognose gegen einen Gegner abzugeben, der sich, wie wir, komplett neu aufgestellt hat, ist genauso Spekulation, wie der Verbleib von Markus Schwabls rechtem Schuh. Wie es also wirklich ausgegangen ist und warum erfahrt ihr dann in der kommenden Woche mit der Analyse unserer ersten Drittliga Partie.
Wir lesen uns die Tage.
Auf geht‘s Haching!