Servus mitanand,
beinahe alle Medien und Experten, die sich mit der dritten Liga beschäftigen, sahen unsere Spielvereinigung als einen der heißesten Anwärter auf den Abstieg an. Die Gründe für diese Einschätzung waren auch mehr als nachvollziehbar: Als Aufsteiger aus der wohl schwächsten Regionalliga mit einem jungen Trainer ohne Erfahrung im Herrenbereich, dazu lediglich einem externen Neuzugang bei gleichzeitig ablösefreien Abgängen von Spielern wie Anspach, Ehlich oder Pisot, die einen großen Anteil am Aufstieg hatten, hatten wir, wie beim Watten ohne Kritische, keine guten Karten. Doch unverhofft kommt oft, wie so häufig im Fußball. Das rot-blaue Logo ist auf dem zweiten Platz zu finden. Das Prognosen und Fakten so weit auseinanderdriften, liegt meines Erachtens an der scheinbar gesunden und fruchtbaren Kaderstruktur innerhalb der Mannschaft, welche nur so von Selbstbewusstsein strotzt. Mit dieser positiven Energie kann man über die gesamte Saison hinweg in jedem Spiel etwas reißen und fällt auch nach Niederlagen in kein Loch. Das einzige was mir etwas Sorgen bereitet, ist die aktuelle Kaderbreite. Wegen des Ausfalls von Markus Schwabl musste Waidner auf die rechte Abwehrseite rücken, weshalb Welzmüller dessen Position in der Zentrale bekleidete. Unterberger entschied sich außerdem dafür Mashigo auf dem rechtem Flügel seinen ersten Startelfeinsatz, nach starken Leistungen als Joker, in dieser Saison zu gönnen.
Taktisch spielte die Elf gegen den Ball ähnlich wie in Freiburg. Die zwei Viererketten lassen sich tiefer fallen und Hobsch und Fetsch stellen kurz vor der Mittelline die Zentrale zu und lenken den Ball so auf außen, wo die Pressingfalle zuschnappt. Wenn doch ein Pass ins Zentrum gelingt, löst sofort einer der vier Mittelfeldspieler das Pressing aus, um einen Neuaufbau zu erzwingen. Gelegentlich geht die Mannschaft situativ ins Gegenpressing und zwingt die Gegner damit zu langen Bällen. So werden kaum große Chancen zugelassen. Wenn durch gute Einzelaktionen, starke Kombinationen, Konter oder eigene individuelle Fehler.
Bild 1: Gut erkennbar, trotz der tiefliegenden Kamera im Sportpark: die beiden Viererketten.
In Ballbesitz war es ein Mix aus geordnetem Spielaufbau und langen Bällen zumeist auf Wandspieler Fetsch. Wenn Vollath in Ballbesitz war spielte er den Ball entweder kurz ab, wofür gegen Köln meist Welzmüller abkippte, sodass hin zu einer Kombination über die außen aufgebaut wurde, schlug die gewohnt langen Dinger oder ging mit dem Selbstbewusstsein eines 16 Jährigen nach einer Mische zu viel ins Dribbling. Natürlich ist auch weiterhin das absolut schnelle Umschalten nach höheren Ballgewinnen ein integraler Bestandteil des Spiels.
Bild 2: Passoptionen für Vollath, oder doch einfach ins 1 gegen 1?
Bild 3: Hier gut zu sehen: Fetsch setzt sich beim langen Ball von Vollath durch und hat meist zwei Möglichkeiten den Ball tropfen zu lassen.
Konnten die Vorstädter einen Angriff über außen bis zur Flanke vor tragen, war gut zu beobachten, dass Mashigo dann diesmal derjenige war auf den kurzen Pfosten zu gehen. Wahrscheinlich war das Ziel dadurch einen kopfballstarken Innenverteidiger dort zu binden, damit Hobsch und Fetsch am langen Pfosten entweder nur einen Gegenspieler haben, oder zumindest einer davon ein Außenverteidiger ist.
Bild 4: Mashigo am kurzen Pfosten und Bauer rückt ein (siehe letzter Artikel gegen Freiburg II)Bild 5: Nochmal Mashigo, der auf den Kurzen geht. Fetsch orientiert sich klar zum Zweiten. Übrigens: Die Zucker-Außenrist-Flanke verpasst in dieser Szene Hobsch nur knapp.
Abschließend möchte ich noch auf die Aufteilung beim Flügelspiel aufmerksam machen. Teilweise orientierten sich fünf Spieler in den Halbraum bzw. Richtung Seitenkreide. Diese bildeten dann meist Dreiecke, um ähnlich wie in der Trainingsform „Rondó“ Raumgewinn durch schnelle Pässe zu erzielen. Auch können so sechs Gegenspieler auf außen gebunden werden und falls der Ball schnell auf die gegenüberliegende Seite verlagert wird, entsteht viel Platz für uns.
Bild 6: Dreiecksbildung auf den Außen. (Plus siehe eingerückter Bauer ;))
So jetzt aber zum Spiel:
Die Kölner waren es am Samstag, die gut ins Spiel kommen, sich mit einem Doppelpass auf außen direkt durch kombinieren und Bauer muss mit seiner Klärung zur Ecke auf Nummer sicher gehen. Dachte man. Denn diese kam in den Rückraum des Sechzehners, wo der Ball per Dropkick ans Gebälk knallte. Glück gehabt.
Dieses Geräusch war scheinbar der Weckruf nach vier Minuten, mit der Intention daran zu erinnern, aktiver zu verteidigen. Die in blau spielenden Gastgeber wurden dann auch immer spielbestimmender. Bereits in der 8. Minute hat dann Hobsch die Führung nach Waidner-Flanke auf dem Kopf. Nach hinten wurde wenig zugelassen und vorne ging immer mehr.
Der Führungstreffer in der 15. Minute entstand durch einen fatalen Rückpass. Dieser geht direkt Skarlatidis in den Lauf, welcher alleine auf den last Kölner standing zudribbelt. Skarla macht ihn nass, indem er ihn kreuzt und das Leder eiskalt einschweißt. 1:0
Die Hachinger scheinen die Kontrolle vollends zu übernehmen, Ball und Gegner zu kontrollieren, sowie hinten nichts zu zulassen. Die größte Chance für die Kölner resultierte aus einer eigenen Ecke. Fehlende Zielstrebigkeit verhinderte den Ausgleich, nachdem die Kölner in einer 3 gegen 2 Kontersituation nicht präzise genug waren. Unbeeindruckt davon fand das Spiel nur nordwärts statt. Vor allem der abgefälschte Schuss von Mashigo nach einer Ecke pariert der Kölner-Keeper glänzend. Kurz vor der Pause hat Skarlatidis viel Platz auf links, spielt den Pass auf Hobsch jedoch etwas zu ungenau. Marseille rastete dann auch noch kurz aus und packte Bauer am Hals, nachdem der ihn, nach einem taktischen Foul von Westermeier, abgebolzt hat. Viele Schiris hätten ihn zum Duschen geschickt. So geht es auch aufgrund der Spielanteile mit einer verdienten Führung in die Halbzeit, auch wenn ich mich über einen Treffer der Gäste nicht beschweren hätte können.
Nach dem Seitenwechsel tauschte der Viktoria Coach zwei Mal und brachte vor allem einen bulligen Stürmer, um mehr Präsenz im Zentrum zu haben. Doch alles für die Katz. Es waren wieder nur unsere Jungs die aufzockten. Die Szene in 53. Minute ist dann auch schon wieder unglaublich und ich würde sie mir selbst nicht glauben, wenn ich es nicht gesehen hätte. Skarlatidis schnalzt einfach aus, keine Ahnung, gefühlt 40 Metern einen Freistoß aufs Tor. Der kommt dann auch noch zu perfekt und geht an den rechten Innenpfosten, der gegnerische Verteidiger Fritz will den Ball zur Ecke klären, aber hat das komplett falsche Timing und köpft ihn sowas von unbedrängt ins eigene Tor. Also dagegen war das Eigentor von Schifferl letzte Woche abgefälscht. 2:0!
Danach gab es erstmal kaum noch Großchancen auf beiden Seiten. Haching musste nicht volles Risiko gehen und Köln konnte nichts fabrizieren, da die Räume einfach zu eng waren. Da lehnte ich mich zu Hause auf der Couch mit einem Weißbier zurück und wähnte mich in Sicherheit. Genau bis zur 80. Minute. Wieder ein Konter nach eigenem Standard… Ein Kölner lässt zwei Hachinger stehen. Zwei Quer- und ein Steckpass und Westermeier kriegt Handle nicht mehr eingefangen, der schiebt aus halblinker Position ins lange ein. 2:1
Was dann folgte, ließ mich aber nicht schlecht staunen. Nach einem solchen Spielverlauf lässt sich meistens die führende Mannschaft hinten rein drücken und irgendwann wird der Druck zu groß, sodass der Ausgleich fällt. Aber die elf Spieler begannen nach dem Anschlusstreffer höher zu pressen und machten da weiter, wo sie aufgehört hatten. In der 87. Minute hatte Krattenmacher dann die Entscheidung auf dem Fuß. Sein Linksschuss, nach Doppelpass mit Fetsch, konnte aber gehalten werden. Auch die hohen Bälle wurden souverän wegverteidigt. Lediglich der Schuss nach der letzten Ecke war nochmal richtig gefährlich, wurde aber von einem Kölner Mitspieler ins Aus abgefälscht. Ein geiles Spiel mit zwei kuriosen Toren. Direkter Aufstiegsplatz und ein überragender Skarlatidis (auch defensiv).
Das nächste Spiel ist dann in Verl und zum Ausblick dafür, gibts ein besonderes Schmankerl. Und da ich das Spiel dann live im Stadion verfolge auch eine etwas andere Analyse.
Wir lesen uns die Tage.
Auf geht‘s Haching.