6. Spieltag  SpVgg Unterhaching – 1. FC Saarbrücken – die Analyse

Servus mitanand, 

die meisten werden wissen, dass Fußball als Kontaktsport zu den verletzungshäufigen Sportarten zählt. Als Verletzung gilt laut UEFA jede Blessur, die eine Unterbrechung des Trainings bzw. Spiels bedeutet oder ein Verpassen der nächsten Einheit zur Folge hat. Dass Fußball mit ca. 200.000 professionellen und 240 000 000 Amateuren als populärste Sportart auch für die meisten Sportverletzungen verantwortlich ist, verwundert daher wenig. Beinahe 50% der in Deutschland gemeldeten Verletzungen bei sportlichen Betätigungen passieren während der schönsten Nebensache der Welt, am vergangenen Sonntag sogar eine so schlimme, dass selbst der Fußball zur Nebensache wurde. Bei Profis ist aufgrund der Dauerbelastung, des Tempos und der kleinen Kader das Verletzungsrisiko sogar noch höher, sodass ein Vertragsspieler im Durchschnitt vier bis sechsmal eher Gefahr läuft, sich in einem Spiel als im Training zu verletzen und so zwei Mal pro Saison nicht zur Verfügung steht. Die Bandbreite der Verletzungen ist noch größer als die Auswahl an paniertem Klopffleisch am Schnitzeltag im Wirtshaus und reicht von eingewachsenen Zehennägeln (Marco Asensio) bis zum Schädelbasisbruch (Petr Cech). Am häufigsten ist jedoch die untere Extremität betroffen, also vor allem das Sprunggelenk (Servus Markus!), das Kniegelenk und die Ober- und Unterschenkelmuskeln, wobei die Gründe häufig bei chronischer Dauerbelastung aber hauptsächlich dem Gegnerkontakt liegen. 

Mit Gegnerkontakt hat eben auch die meist diskutierte und alles weitere überschattende Szene des Spiels zu tun. Es läuft die 31. Minute. Brünker legt einen langen Ball an der Mittellinie mit der Brust quer. Bauer und Schmidt sprinten in Richtung des freien Spielgeräts. Bauer setzt zur Grätsche an und ist auch schneller als sein Gegenspieler am Ball. Schmidt versucht durchzuziehen und trifft dabei das harte Knie von Bauer mit seinem Schienbein. Die Kräfte wirken bei diesem Pressschlag so dermaßen, dass sofort ersichtlich ist, dass das Bein des Saarbrückeners gebrochen ist. Eine bittere Szene, die zwar selten aber dennoch vorkommen kann. Einerseits kann ich die Forderung einer roten Karte verstehen, andererseits war Bauers Bein nicht gestreckt und Schmidt ging selbst auch sehr motiviert in den Zweikampf. Dass dieser mit einer so schrecklichen Verletzung endet, war niemals die Intention einer der beiden und so bleibt mir auch nichts anderes übrig als gute Genesungswünsche an Patrick Schmidt auszusprechen. 

Doch es wurde beim ersten eigenen Sonntagsspiel um 19:30 in der dritten Liga entgegen der Berichte in diversen Medien auch Fußball gespielt und diese 90 Minuten waren allen voran durch tiefere Ausrichtungen gegen den Ball, solides Mittelfeldpressing und ähnliche Spielideen beider Mannschaften geprägt.

Zuerst das seit Wochen Positive: eine defensive Kompaktheit, die durch klar verteilte Rollen auch eine vielseitige Anpassungsfähigkeit im Defensivspiel ermöglicht, da zum Beispiel bei einem zu forschen Herausrücken eines Mittelfeldspielers die Nebenleute direkt seinen Part übernehmen. Der Saarbrücker Coach erkannte, dass unser situationsbedingtes und ballorientiertes Pressing im Mittelfeld immer wieder Räume in den Halbräumen neben den Sechsern eröffnet, über welchen die Saarländer schnell den steilen Pass hinter die letzte Kette in den Sechzehner suchten, was wiederum besonders in der Mitte der zweiten Halbzeit zu guten Chancen und einer Dauerdrucksituation für die Unterberger-Elf sorgte. Hier ist direkt Schifferl als Fixpunkt in der Endverteidigung hervorzuheben, weil beinahe jeder Ball in Richtung des Brackerls Brünker wegverteidigt werden konnte. 

Mit dem Pressing der vordersten Linie aus Fetsch und Hobsch konnte wenig Druck auf die aufbauende Dreierkette (durch den abkippenden Sechser) der Saarbrücker ausgeübt werden. Zu viel Zeit und Raum mit Ball sorgten dafür, dass die meisten Angriffe der Gäste bis weit in unsere Hälfte vorgetragen werden konnten. Das erkannte aber natürlich unser Coach, der in der zweiten Hälfte Fetsch alleine vorne ließ, um Hobsch das Mittelfeld unterstützen zu lassen und gleichzeitig so weniger Platz in den Halbräumen zu offenbaren. Doch gab es das gleiche Problem auf der gegenüberliegenden Seite, denn Maier hatte auf unserer Seite im Spielaufbau beinahe immer genug Zeit und Platz, um aufzudrehen und das Spiel zu verlagern. Denn so war es für Brünker und Schmidt beinahe unmöglich die Passoptionen für Schifferl, Welzi und den „aufrückenden Sechser“ Vollath zuzustellen und vor allem Maier, der als zurückgezogener Spielmacher agierte, hatte häufig sehr viel Platz. Wie gewohnt in der aktuellen Saison schoben unsere Ketten bei ruhenden Bällen tief in der gegnerischen Hälfte hoch, sodass der Gegner meist zu einem langen Ball gezwungen war und die Ballbesitzsicherung erschwert wird. Dennoch machten die grundsätzlich tieferen Grundausrichtungen das Spiel ruhiger und es konnten kaum Ballgewinne in gefährlichen Räumen erzwungen werden. 

Unser Spielaufbau fand zudem sehr häufig über die Außenverteidiger, besonders Waidner auf rechts, statt. Hier wurde durch Kombinationen nahe der Außenlinie versucht Platz hinter den Pendants in Blau-Schwarz auf der Außenbahn zu finden. Dies gelang jedoch relativ selten, wie bei der Chance von Skarlatidis nach Krattenmacher Flanke. Auf Bauers Seite war der Plan entweder nach Ballsicherung schnell das Spiel nach rechts zu verlagern, um dort freie Räume zu bespielen, was Sinn machen würde, da sowohl Bauer als auch Skarlatidis einen starken rechten Fuß haben oder die Saarbrückner machten es unseren Jungs einfach zu schwer sich dort freizuspielen, sodass unsere Jungs dazu gezwungen waren. Deshalb war das Spiel vor allem in der ersten Hälfte ziemlich rechtslastig. Wobei Krattenmacher hier mehrfach sein Talent aufblitzen ließ und ersichtlich wurde, dass er den Ball so streichelt wie andere nicht ihr Haustier. In der zweiten Hälfte wurde dies nach der Hereinnahme von Keller etwas ausgeglichener. Natürlich gab es auch auf beiden Seiten die Ansätze mit langen Bällen ihre Zielspieler (Fetsch und Brünker) zu finden und so die Angriffe schnell nach vorne zu tragen. Auch hier gebührt den beiden Abwehrreihen das Lob, da sie mit mutigem und konsequentem Nachvorneverteidigen den beiden Ochsen wenig Luft zu Atmen gaben.

Zwar gab es, besonders in der zweiten Hälfte, zahlreiche aussichtsreiche Umschaltmomente doch durch den meist weiten Weg, einer vorausschaubaren Raumwahl, Entscheidungen mit Neigung zur Hektik und last but not least technischen Issues entstanden wenige gefährliche Situationen für den Herren im Aufwärmshirt (ob er es deshalb getragen hat?).

Kurz vor der Crunchtime nahmen die Gäste dann das Heft des Handelns in die Hand. Hier haben wir es auch dem leidenschaftlichen Abwehreinsatz zu verdanken, dass hier kein Tor fällt. Für mich fing sich die Vorstadtelf überraschender Weise in der Endphase des Spiels und hatte so mehrfach gute Möglichkeiten. Der zurecht große Aufschrei entstand nach einem Foul an Fetsch, nachdem Skarla seinen Gegenspieler auf Außen mit einem dermaßen frechen Panna stehen ließ und so Platz vor sich hatte. Sein Freistoß kommt perfekt dahin, wo es am schwierigsten ist zu verteidigen und Stiefler kommt an den Ball. Über die Entscheidung, beim darauffolgenden Handspiel nicht auf den Punkt zu zeigen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln, verzichte aber nachdem ich „Unparteiisch“ in der ARD Mediathek gesehen habe (absolute Empfehlung) auf eine Wutrede. So blieb dann auch die Endphase ohne Entscheidung und wir lassen einen Punkt mit weißer Weste im WIRKLICH geweihten UhlsportPARK. Die Szenen mit dem Pfarrer werde ich trotz meiner römisch-katholischen Prägung hier jedoch unkommentiert lassen. 

Doch es geht ja am heutigen Freitag auch schon direkt weiter auf dem geweihten Hybrid-Grün. Und zwar gegen die Wundertüte der Liga, der Arminia aus Bielefeld. Es ist einfach immer noch schwer diese Mannschaft, nach komplett Erneuerung, einzuschätzen und unsere tut gut daran dies nicht zu unterschätzen.

An alle, die es so weit geschafft haben, schon Mal ein dickes Merci für‘s Lesen, da ich diesen Aufwand ja dann auch nicht nur für mich machen möchte. Entschuldigung, dass ich diese Woche den gewohnten Rhythmus nicht einhalten konnte und die angekündigte Taktiktafel noch keinen Einzug in meinen Beitrag gefunden hat. Dies liegt ganz einfach daran, dass ich neben meiner Lohnarbeit auch noch ein Sozialleben außerhalb der Konversationen auf meinem moneyschwabl Instagramprofil (auch eine absolute Empfehlung für Meme-Connoiseure) pflege. Ich gelobe Besserung und freue mich darauf euch die nächsten Artikel wieder mit mehr Liebe zum Detail (und Taktiktafel) zu präsentieren.

Wir lesen uns die Tage.

Auf geht‘s Haching.

6. Spieltag  SpVgg Unterhaching – 1. FC Saarbrücken – der Ausblick

Servus mitanand, 

das Länderspielwochenende liegt endlich hinter uns. Mein persönliches Umfeld kann simultan zur  deutschen Nationalmannschaft endlich aufatmen, da ich meine abstrusen Gedanken nun wieder mit euch teilen kann, während Hansi Flick seine wieder mit seinem persönlichen Umfeld teilen muss. So schließt sich der Kreis. Unser Antezessor auf der Trainerbank, Sandro Wagner, wird wohl allen Anschein nach auch in Spe zwei Stühle neben dem Bundestrainer Platz nehmen und kann „die Mannschaft“ mit seinem Michael Jordan Trikot hoffentlich auch besser motivieren als gen Süden ziehende Graugänse. Neben den Auftritten der Nationalelf hatte ich endlich mehr Zeit mich auch anderen wichtigen Dingen, wie dem Verzehr von mehreren Semmeln im Glas oder den Gleisarbeiten an der Stammstrecke, zu widmen. Doch gibt es eine Sache der ich noch mehr entgegen fiebere als dem nächsten Maurersekt: das nächste und inzwischen 600. Heimspiel in unserem Sportpark, bzw. UNSerem UhlsportPARK. (Diesen Einfall hatten die Verantwortlichen wohl auch nach dem ein oder anderem Bernsteinwasser, aber mir gefällt‘s!)

Unserem? Moment mal. Da war doch was. Ach ja so ganz unser Sportpark ist es seit dem Einzug der Munich Ravens nicht mehr so ganz oder war er es eigentlich jemals? 

Diese Frage ist emotional ganz leicht beantwortet. Auf dieser Ebene ist, war und wird es immer unser und auch mein Sportpark sein, denn dieses Schmuckstück ist seit dessen Eröffnung 1992 die Heimat all der damit verbundenen freudigen und traurigen Erinnerungen. Der Sportpark ist der Ort vieler kindlicher Träume, in welchen auch ich Traumtore in Riccardo Villar Manier schoss oder den Ball wie Milan Susak in letzter Sekunde klärte. Die dazugehörige Südtribüne ist ein Ort, an dem ich viele Freundschaften schloss, meine Oma nach Geld für die nächste Spezi fragte und bei jedem Wetter die Elf auf dem Spielfeld anfeuerte. Rechtlich gesehen war der Sportpark wiederum in den letzten 599 Heimspielen nicht das Eigentum der Spielvereinigung sondern bekanntlich der Gemeinde Unterhaching, obwohl sich diesbezüglich vor gut drei Jahren das Blatt zu wenden schien. So beschloss der Gemeinderat damals den Verkauf des Klotzes am Bein an die Fußballer der Spielvereinigung für 3,3 Millionen Euro. Wahrscheinlich war es dann die Pandemie, die den Deal nicht zu Stande kommen lies, da die Prioritäten sowohl für die Gemeinde als auch den Verein an anderen Stellen lag. Als diese überstanden war, stand dann das Verkaufsmodell „Sportpark+“ im Raum, also inklusive der Trainingsplätze und der Stockschützenhalle, wofür vier Millionen mittels Bankdarlehen geboten werden konnten. Mit der Sicherheit, dass die Liegenschaft nun an den dort beheimateten Fußballclub verkauft werden, schloss die Hachinger Stadion GmbH, die für den Stadionbetrieb zuständig ist, auch den Vorvertrag mit der Football-Franchise-Team der Ravens, welche vor wenigen Wochen ihren Saisonabschluss, bzw. ihr end of the season,im UhlsportPARK hatten. Als dieser Vertrag, gepaart mit der Skepsis über die Liquidität unserer SpVgg, aufgrund diverser Berichte über Zahlungsverzüge, bekannt wurde, platzte vorerst auch der Deal über den Verkauf und ein neuer Pachtvertrag, zumindest für die laufende Saison, mit beiden Parteien ist „Stand jetzt“ das Ergebnis dieser Posse. Apropos „Stand jetzt“… dieser Ausdruck ist wohl die euphemistische Floskel der letzten Jahre im deutschen Profifußball und bedeutet nichts weiter als: Schau ma moi wer mehr zoit. Bleibt als Haching Fan also nur zu hoffen, dass die Verantwortlichen der Ravens nicht so naiv sind und den UhlsportPARK (okay, je öfter ich das schreibe, wird es immer komischer) dann versuchen an UNS zu verpachten, da sie sich wahrscheinlich so die Sympathien vieler verspielen, die es mit dem echten Fußball halten. Was aber wirklich im nächsten Jahr passiert und mit wem gerade in den Hinterzimmer des Rathauses verhandelt wird, ist pure Spekulation, für welche ich nicht der richtige Ansprechpartner bin.

Im Fall eines Kopf an Kopf-Rennens wäre ich persönlich dafür, dass es zwischen den beiden Interessenten in einem epischen Duell der Sportarten ausgespielt wird. Zuerst ein Fußballspiel und dann ein Footballgame. Für Letzteres sehe ich nur Probleme an der Line of Scrimmage, da uns einfach die Maße, sowohl körperlich als auch kadertechnisch, fehlt, vielleicht müssen in der D-Line dann Unterberger und Manni höchstpersönlich aushelfen, oder es gibt im Wirtshaus einen Koch, der so massiv ist wie die dort erweblichen Kasspatzn. Der Quarterback ist schnell gefunden, denn ich bin mir sicher, dass die menschliche Quinoa-Bowl, Rene Vollath, auch ein Ei präzise auf einen Zielspieler bringen kann. Den Running-Back traue ich am meisten Bene Bauer zu, da er klein, robust und  wendig ist. Der Kicker? Klar: Markus Schwabl, da die Mehrzahl seiner Flankenversuche ohnehin das Fieldgoal passieren würden. Einen Tight-End hätten wir mit Schifferl und Krattenmacher, Mashigo und Keller geben unsere Wide-Receiver. Da ich zuletzt Madden 13 gespielt habe (Puh schon zehn Jahre her), müssten sich die Football-Freaks unter euch die Gedanken zur weiteren Besetzung machen. 

Am Samstag kommt aber kein Football-Team in UNSeren Sportpark, obwohl deren Topscorer Kai Brünker auch in dieser Sportart erfolgreich wäre. Zum Gegner selbst möchte ich keine weiteren Zeilen verlieren, da ich hier wieder einmal wärmsten an den Kollegen von www.ueberhaching.de verweise, der eine Recherche Arbeit par excellence liefert. Ich gehe mal wieder von einem engen Spiel aus und prophezeie (ausnahmsweise), dass alle Tore nach schnellem Umschaltspiel fallen werden. Ich versuche wahrscheinlich wie die Mannschaft und „die Mannschaft“ meinen Rhythmus wieder zu finden und freue mich jetzt schon auf die Analyse.

Wir lesen uns die Tage.

Auf geht‘s Haching.

5. Spieltag SC Verl – SpVgg Unterhaching – die Analyse

Servus mitanand, 

die Wochenenden seit dem ersten Auswärtsspiel in Regensburg verbrachte ich, nach vollbrachter Maloche, eremitisch in meinem dunklen Arbeitszimmer. Im Kerzenschein hackte ich manisch auf meine Schreibmaschine ein, um Woche für Woche dieser Seite Leben einzuhauchen. Diese Selbstkasteiung mit dem höheren Zweck den Menschen in Unterhaching, welchen ich mich physisch nicht mehr verbunden fühlen kann, beste Unterhaltung zu bieten, sollte nun endlich ein Ende finden, da in meinem Herzen die Sehnsucht nach Abenteuer und fremden Stadien schlummerte. 

Und was kann schon ein größeres Abenteuer sein, als die Reise nach Verl anzutreten, da der Sportclub hochpersönlich auf der Homepage von einer Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aufgrund der Anbindung ausdrücklich abrät. Spannend wurde es dann auch tatsächlich erst am Gütersloher Hauptbahnhof, dessen Vorplatz vom Duft des Popcorns des gegenüberliegenden Kinos erfüllt ist. Trotz des betörnenden Bouquets von aufgeplatzten Maiskörnern wuchs lediglich das Verlangen nach der örtlichen Brauspezialität „Paderborner Pilsener“. Euphorisiert ob der Wirkung des herrlichen Hopfentees zog es mich beinahe magisch in das Gespräch mit einem Mann, dessen Oberkörper in das rote Leibchen der Spielvereinigung Unterhaching mit der Beflockung 5, Zimmermann gehüllt war. Nach wenigen Worten über die weitere Anreise gewann meine Reisegruppe, mit der Mission unsere Helden beim anstehenden Spiel zu unterstützen, ein weiteres Mitglied. Im Bus Nummer 73 begegneten wir einem Ur-Verler mit dem kryptischen Namen „Double Twentynine“, der uns auch direkt eine Sightseeingtour durch seine Vergangenheit bot, wobei besonders seine verflossenen Liebschaften eine Rolle spielten. Am Busbahnhof in Verl angekommen waren wir von der Sportbegeisterung der Verler Bevölkerung  überwältigt und standen so vor der schweren Entscheidung, ob wir anstelle des Fußballspiels nicht vielleicht doch einen der zwölf (!!!) Brieftaubenzuchtvereine, einen von drei Rassegeflügelzuchtvereinen oder das Tractor Pulling Team Verl besuchen sollten. Zum Glück besannen wir uns schnell dazu unser eigentliches Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, zumal unser einheimischer Begleiter einen Platz am längsten Stadiontresen sicher hatte.

Dank „DTs“ Ortskenntnis, wie wir ihn nun als Freunde nennen durften, war der Weg zum Gästeblock, gesäumt von gelangweilten Parkplatzwächtern, nur ein weiteres Paderborner entfernt. Schon aus der Ferne erkannte ich beinahe vergessene Gesichter, die sichtlich von der Busanreise gezeichnet waren. Nach der Begrüßung der Teilnehmer des ersten moneyschwabl Fanmeetings war es meine journalistische Pflicht das kulinarische Angebot der Sportclub Arena zu testen. Besonders die Manta-Platte für 7,50€ (Currywurst mit Pommes) wird vielen aus dem Gästeanhang in Erinnerung bleiben, da sie mit einem herrlichen Spiel von Schärfe und Deftigkeit ummantelt von einer salzigen Hitze zu überzeugen wusste. Die Stadionbewirtung empfahl zur Begleitung ein leicht schales Herforder Pils. Insgesamt eine 7,9 auf der moneyschwabl-Skala!

Dieser positive Ersteindruck änderte sich dann leider nach dem Erklimmen der 14 Treppenstufen in den Gästeblock. Grundsätzlich habe ich nichts gegen kleine Stadien einzuwenden, jedoch war das Blickfeld zwischen dem, mit Metallspitzen geschmückten, Zaun und dem Stadiondach so klein, dass ich mich wie Uli Hoeneß während seines Aufenthalts in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech fühlte. Wohl auch wegen der Bratwurstsemmel in meiner Hand.

Wenige Minuten später begann der Grund meiner Reise und dieser Zeilen hier und wir konnten die Mannschaften aus dem gegenüberliegenden Spielertunnel den Rasen betreten sehen.

In den ersten Minuten setzten die Mannen von Trainer Unterberger auf ein Angriffspressing, um die bisher anfällige Verler Abwehr direkt in Bedrängnis zu bringen. Doch schon zu Beginn war deutlich zu erkennen, dass die Truppe aus dem Gütersloher Vorort um sehr gute Kicker in ihren Reihen weiß. So versuchte die Heimmannschaft das Spiel immer ruhig aufzubauen und schaffte es ihre Angriffe über außen gut zu organisieren, sodass es immer wieder gute Flankengelegenheiten gab. Unsere Abwehrorganisation versuchte dann eine Mischform aus einem individuellen mann- und passwegorientiertem Pressing, sodass wieder meist die Dreiergruppe Hobsch, Fetsch und Westermeier die ballführenden Spieler unter Druck setzte. War der Verler Spielaufbau dann weiter fortgeschritten zog sich die Elf etwas zurück und presste die gegnerische Mannschaft erst im Mittelfeld. Nach Ballgewinnen wurde situationsbedingt umgeschaltet und entweder der direkte Gegenstoß nach Möglichkeit in der Tiefe gesucht oder der Ballbesitz über Vollath gesichert. Unsere Angriffe waren wegen des laufintensiven und hohen Pressings der Gegner schwer zu organisieren, was wiederum zeigt, dass der SC Verl ein stärkerer Gegner, als die Tabellenplatzierung vermuten lies, war. Durch den ausgeübten Druck waren wir meist dazu gezwungen den Ball schnell nach vorne zu schlagen, um einen möglichen Ballverlust in Tornähe zu verhindern. Meine wirren Versuche der Spielmoneypulation kommentierte unser Torwart und für mich der Man of the Match mit einem bestimmten aber sympathischen „Halt die Schnauze“, weswegen ich mich in der kommenden Schaffenspause bis zum Spiel gegen Saarbrücken versuche auf meine Kernkompetenz des Schreibens zu konzentrieren. Mit solchen Ansagen von außerhalb des Spielfelds musste sich der Torwart wohl seit Ponomarev in Uerdingen nicht mehr ausgesetzt sehen. Noch einmal „Sorry Rene“ von offizieller Seite. Aus unserem Blickwinkel war es dann auch eine ziemlich chancenarme Partie, in der sich beide Teams durch konzentrierte Defensivarbeit neutralisierten, wobei die Verler kurz vor der Halbzeit den Ball nach einer Ecke, dank eben Vollath, nicht über die Linie brachten. In der zweiten Halbzeit war die größte Möglichkeit für uns mal wieder durch eine Halbfeldflanke von rechts, die Hobsch kunstvoll per Fallrückzieher auf den Kopf von Fetsch lenkte, wessen Kopfball aber direkt auf den Keeper Unbehaun kam.  Nachtrag: Ein aufmerksamer Leser machte mich natürlich noch auf den schönen Abschluss von Keller aufmerksam, der knapp über die Latte zischte. In der ersten Halbzeit war noch Fetsch frei nach einer Ecke zum Abschluss gekommen, der Schuss kam aber zu zentral aufs Tor. Bei Auswärtsspielen gibt es immer etwas Schwund.

Am Ende war es ein sehr umkämpftes, aber ebenso gerechtes Remis bei einem starken Gegner, bei welchem sich wohl noch viele Mitkontrahenten die Zähne ausbeißen werden. So ist die Vorstadt als Aufsteiger weiterhin ungeschlagen und konnte beim SC Verl, der bis zu diesem Spiel die meisten Tore erzielte, die Null halten. Stark! Ich bin jetzt schon auf die nächsten Partien gespannt, besonders wie sich unser, nach Stallgeruch odelnder, Kader gegen die Teams aus Saarbrücken und Bielefeld schlägt. Resümierend sagt moneyschwabl:„Das erste Fanmeeting war ein voller Erfolg. Neben einem Punkt konnte ich sogar ein Selfie mit Markus Schwabl nach Hause nehmen!“

Bis zum nächsten Heimspiel gegen die Saarländer geht dieser Blog ebenfalls in die Länderspielpause (Grüße an Leon Goretzka), was mir auch etwas Luft verschafft meine Kreativität für frische Texte aufzufüllen, weshalb ich euch bereits heute die „moneyschwabl-Taktiktafel“ für die nächste Analyse ankündigen kann. Wer etwas zum kommenden Toto-Pokal Spiel in Illertissen lesen möchte, hat hier sicherlich die Gelegenheit bei meinem Blogger-Kollegen von www.ueberhaching.de dieses Bedürfnis zu stillen. Wer es jedoch nicht ohne meinen geistreichen Hachingcontent schafft, schaut am Besten auf meiner Instagramseite vorbei.

Wir lesen uns die Tage.

Auf geht‘s Haching!

5. Spieltag SC Verl – SpVgg Unterhaching – der Ausblick

Servus mitanand, 

das angekündigte Schmankerl widme ich heute einem besonderen Spieler unserer Vereinshistorie. Einem Spieler, dessen Haupthaargestaltung genauso kreativ und abwechslungsreich ist, wie die Vielfalt der bajuwarischen Kulinarik. Einem Spieler, dessen rechter Huf mehr Erde aus der Stumpfwiese geschaufelt hat, als jeder dort grasende Bulle im vergangen Jahrhundert. Einem Spieler, dessen Rückennummer genauso an David Beckham erinnert wie seine Technik bei Diagonalbällen. 

Passend zu seinem jüngst vergangenen 33. Geburtstag, seinem guten Start in die Saison und seiner neuen Rolle als Sportdirektor gelten diese Zeilen niemand Geringerem als Markus Schwabl. Die Rot-Blaue-Profi-Karriere des gebürtigen Tegernseers startete vier Tage vor seinem 19. Geburtstag in der Drittligapartie gegen Osnabrück, als er sich beim 1:0 Heimsieg mit Christian Hain (Anm. d. Redaktion: Zuvor stand hier Stephan Hain. Wurde von einem aufmerksamen Leser korrigiert.) abklatschte, um den Laden erstmals für 12 Minuten dichtzuhalten. Obwohl er seine ersten Fußballschritte an der S3-Endstation Holzkirchen machte, ging es für ihn schnell weiter Richtung Landeshauptstadt. Nachdem er sämtliche Jahrgänge im Nachwuchs der Hachinger durchlief, vertraute erstmals Klaus Augenthaler auf die heutige Galionsfigur der Vorstadt.  In seiner ersten Saison spielte er ab der Rückrunde direkt eine wichtige Rolle und sammelte so viele wertvolle Minuten im Profifußball. Nächste Saison fand man den jungen Rechtsverteidiger, auch aufgrund eines Umbruchs inklusive Transferoffensive (Nygaard, Gunnlaugsson, etc.), dann kaum noch in Auges Elf. Unter Schromm und Ziege war der Durchbruch für den grätschenden Generalisten jedoch geglückt und er stand in zwei Spielzeiten nur sieben Mal nicht im Aufgebot. Dann folgte für mich ein Schock: Der ablösefreie Transfer zu 1860. Damals konnte ich diesen Transfer als Hachinger überhaupt nicht nachvollziehen, heute sehe ich es als alter Fußballromantiker etwas entspannter, da es mit der Löwen-Vorgeschichte von Schwabl Senior schon irgendwie süß ist, die gleiche Nummer wie der Papa zu tragen. Außerdem dürfte damals das Gehalt eine Liga höher gewesen sein und gemeinsam mit Gábor, Schlabberhose, Király das Tor zu verteidigen hat auch seinen Reiz. Nach einem einjährigen Intermezzo in Haching, in dem wir das erste Mal seit der Gründung der dritten Liga den Gang in den Amateurfußball antreten mussten, zog es Schwabl zunächst zum VfR Aalen. Dort avancierte der charismatische Oberbayer schnell zum Kapitän und spielte stamm beim ambitionierten Drittligisten, ehe es ihn nach anderthalb Jahren zum Abenteuer Insel, nein Rena lernte er nicht auf „LoveIsland“ kennen, sondern nach England zu Fleetwood Town in die League One zog. Im gleichen Zeitraum wie in Schwaben schaffte es Schwabl jedoch nicht über den Rang eines Ergänzungspielers hinaus und bekam in seiner Zeit bei „The Trawlermen“ nur 34 Einsätze. Aber aus Erlebnissen werden Erfahrungen und so war die halblange Matte stärker denn je wieder zu Hause.

Vor 2018, wie ich zugeben muss, war ich nicht sein größter Fan, da ich 1. natürlich nicht über das selbe Fachwissen wie heute verfügte, 2. seinen manchmal unorthodoxen Spielstil, welcher mehr auf Leidenschaft und Kampf basiert, nicht zu schätzen wusste und ich wohl zu hohe Ansprüche an den sportlichen Erfolg stellte und 3. er auch tatsächlich nicht die Konstanz von heute an den Tag legte. Wie sich seine Karriere seit seiner Rückkehr aus England entwickelte, muss ich hier wohl nicht näher beleuchten, da wohl seit seinen 13 Vorlagen im Abstiegsjahr jedem bewusst sein müsste, welche Säule Markus Schwabl in unserem Spiel sein kann. So freue ich mich heute jedes Mal, wenn unsere 23, der der Football Manager die Persönlichkeit „Musterprofi“ zuschreibt, wie ein junges Reh die rechte Spielfeldseite auf und ab pflügt.

Inzwischen hat er schon 274 Spiele in unserem Dress auf dem Buckel und wird so für wahrscheinlich lange Zeit als die Nummer Zwei der Rekordspieler in die vereinsinternen Annalen eingehen. Es sei denn er schafft es, sich als Sportdirektor noch weitere 132 Spiele in den Vertrag zu klauseln, um Ralf Bucher abzulösen. 

Ob der Präsidentensohn seine Rolle als Sportlicher Leiter genauso gewissenhaft ausfüllen wird wie die auf dem Platz, ist nichts als reine Spekulation. Aber wenn die Transfers nur halb so Präzise sind wie aktuell seine Halbfeldflanken und seine Verhandlungen so hart sind wie seine Grätschen, bin ich guter Dinge, dass er auch in Zukunft solche Dinger raushaut wie gegen Braunschweig (https://www.sport1.de/tv-video/video/irrer-distanzhammer-aus-30-metern-in-den-winkel__0F297FC3-DC53-45A6-B240-0D138B37C59F).

Ob Zahnverlust in Lübeck, Spielbetriebsabmeldung im Post-Match-Interview oder Siegestänze mit seiner Tochter. Ich bin ein Fan von Markus Schwabl geworden und wünsche an dieser Stelle nochmal herzlichst alles Gute zum Geburtstag.

Zwar ist er aufgrund seiner Verletzung am Sprunggelenk nicht am Platz dabei in Verl, aber wie ich investigativ in Erfahrung bringen konnte, wohl trotzdem beim 1. offiziellen „moneyschwabl Fanmeeting“ im Gästeblock dabei. Ich freu mich drauf.

Wir sehen uns in Verl.

Auf geht‘s Haching!

4. Spieltag SpVgg Unterhaching – Viktoria Köln – die Analyse

Servus mitanand, 

beinahe alle Medien und Experten, die sich mit der dritten Liga beschäftigen, sahen unsere Spielvereinigung als einen der heißesten Anwärter auf den Abstieg an. Die Gründe für diese Einschätzung waren auch mehr als nachvollziehbar: Als Aufsteiger aus der wohl schwächsten Regionalliga mit einem jungen Trainer ohne Erfahrung im Herrenbereich, dazu lediglich einem externen Neuzugang bei gleichzeitig ablösefreien Abgängen von Spielern wie Anspach, Ehlich oder Pisot, die einen großen Anteil am Aufstieg hatten, hatten wir, wie beim Watten ohne Kritische, keine guten Karten. Doch unverhofft kommt oft, wie so häufig im Fußball. Das rot-blaue Logo ist auf dem zweiten Platz zu finden. Das Prognosen und Fakten so weit auseinanderdriften, liegt meines Erachtens an der scheinbar gesunden und fruchtbaren Kaderstruktur innerhalb der Mannschaft, welche nur so von Selbstbewusstsein strotzt. Mit dieser positiven Energie kann man über die gesamte Saison hinweg in jedem Spiel etwas reißen und fällt auch nach Niederlagen in kein Loch. Das einzige was mir etwas Sorgen bereitet, ist die aktuelle Kaderbreite. Wegen des Ausfalls von Markus Schwabl musste Waidner auf die rechte Abwehrseite rücken, weshalb Welzmüller dessen Position in der Zentrale bekleidete. Unterberger entschied sich außerdem dafür Mashigo auf dem rechtem Flügel seinen ersten Startelfeinsatz, nach starken Leistungen als Joker, in dieser Saison zu gönnen.

Taktisch spielte die Elf gegen den Ball ähnlich wie in Freiburg. Die zwei Viererketten lassen sich tiefer fallen und  Hobsch und Fetsch stellen kurz vor der Mittelline die Zentrale zu und lenken den Ball so auf außen, wo die Pressingfalle zuschnappt. Wenn doch ein Pass ins Zentrum gelingt, löst sofort einer der vier Mittelfeldspieler das Pressing aus, um einen Neuaufbau zu erzwingen. Gelegentlich geht die Mannschaft situativ ins Gegenpressing und zwingt die Gegner damit zu langen Bällen. So werden kaum große Chancen zugelassen. Wenn durch gute Einzelaktionen, starke Kombinationen, Konter oder eigene individuelle Fehler.

Bild 1: Gut erkennbar, trotz der tiefliegenden Kamera im Sportpark: die beiden Viererketten. 

In Ballbesitz war es ein Mix aus geordnetem Spielaufbau und langen Bällen zumeist auf Wandspieler Fetsch. Wenn Vollath in Ballbesitz war spielte er den Ball entweder kurz ab, wofür gegen Köln meist Welzmüller abkippte, sodass hin zu einer Kombination über die außen aufgebaut wurde, schlug die gewohnt langen Dinger oder ging mit dem Selbstbewusstsein eines 16 Jährigen nach einer Mische zu viel ins Dribbling. Natürlich ist auch weiterhin das absolut schnelle Umschalten nach höheren Ballgewinnen ein integraler Bestandteil des Spiels.

Bild 2: Passoptionen für Vollath, oder doch einfach ins 1 gegen 1? 

Bild 3: Hier gut zu sehen: Fetsch setzt sich beim langen Ball von Vollath durch und hat meist zwei Möglichkeiten den Ball tropfen zu lassen.

Konnten die Vorstädter einen Angriff über außen bis zur Flanke vor tragen, war gut zu beobachten, dass Mashigo dann diesmal derjenige war auf den kurzen Pfosten zu gehen. Wahrscheinlich war das Ziel dadurch einen kopfballstarken Innenverteidiger dort zu binden, damit Hobsch und Fetsch am langen Pfosten entweder nur einen Gegenspieler haben, oder zumindest einer davon ein Außenverteidiger ist. 

Bild 4: Mashigo am kurzen Pfosten und Bauer rückt ein (siehe letzter Artikel gegen Freiburg II)

Bild 5: Nochmal Mashigo, der auf den Kurzen geht. Fetsch orientiert sich klar zum Zweiten. Übrigens: Die Zucker-Außenrist-Flanke verpasst in dieser Szene Hobsch nur knapp.

Abschließend möchte ich noch auf die Aufteilung beim Flügelspiel aufmerksam machen. Teilweise orientierten sich fünf Spieler in den Halbraum bzw. Richtung Seitenkreide. Diese bildeten dann meist Dreiecke, um ähnlich wie in der Trainingsform „Rondó“ Raumgewinn durch schnelle Pässe zu erzielen. Auch können so sechs Gegenspieler auf außen gebunden werden und falls der Ball schnell auf die gegenüberliegende Seite verlagert wird, entsteht viel Platz für uns.

Bild 6: Dreiecksbildung auf den Außen. (Plus siehe eingerückter Bauer ;))

So jetzt aber zum Spiel:

Die Kölner waren es am Samstag, die gut ins Spiel kommen, sich mit einem Doppelpass auf außen direkt durch kombinieren und Bauer muss mit seiner Klärung zur Ecke auf Nummer sicher gehen. Dachte man. Denn diese kam in den Rückraum des Sechzehners, wo der Ball per Dropkick ans Gebälk knallte. Glück gehabt.

Dieses Geräusch war scheinbar der Weckruf nach vier Minuten, mit der Intention daran zu erinnern, aktiver zu verteidigen. Die in blau spielenden Gastgeber wurden dann auch immer spielbestimmender. Bereits in der 8. Minute hat dann Hobsch die Führung nach Waidner-Flanke auf dem Kopf. Nach hinten wurde wenig zugelassen und vorne ging immer mehr. 

Der Führungstreffer in der 15. Minute entstand durch einen fatalen Rückpass. Dieser geht direkt Skarlatidis in den Lauf, welcher alleine auf den last Kölner standing zudribbelt. Skarla macht ihn nass, indem er ihn kreuzt und das Leder eiskalt einschweißt. 1:0

Die Hachinger scheinen die Kontrolle vollends zu übernehmen, Ball und Gegner zu kontrollieren, sowie hinten nichts zu zulassen. Die größte Chance für die Kölner resultierte aus einer eigenen Ecke. Fehlende Zielstrebigkeit verhinderte den Ausgleich, nachdem die Kölner in einer 3 gegen 2 Kontersituation nicht präzise genug waren. Unbeeindruckt davon fand das Spiel nur nordwärts statt. Vor allem der abgefälschte Schuss von Mashigo nach einer Ecke pariert der Kölner-Keeper glänzend. Kurz vor der Pause hat Skarlatidis viel Platz auf links, spielt den Pass auf Hobsch jedoch etwas zu ungenau. Marseille rastete dann auch noch kurz aus und packte Bauer am Hals, nachdem der ihn, nach einem taktischen Foul von Westermeier, abgebolzt hat. Viele Schiris hätten ihn zum Duschen geschickt. So geht es auch aufgrund der Spielanteile mit einer verdienten Führung in die Halbzeit, auch wenn ich mich über einen Treffer der Gäste nicht beschweren hätte können.

Nach dem Seitenwechsel tauschte der Viktoria Coach zwei Mal und brachte vor allem einen bulligen Stürmer, um mehr Präsenz im Zentrum zu haben. Doch alles für die Katz. Es waren wieder nur unsere Jungs die aufzockten. Die Szene in 53. Minute ist dann auch schon wieder unglaublich und ich würde sie mir selbst nicht glauben, wenn ich es nicht gesehen hätte. Skarlatidis schnalzt einfach aus, keine Ahnung, gefühlt 40 Metern einen Freistoß aufs Tor. Der kommt dann auch noch zu perfekt und geht an den rechten Innenpfosten, der gegnerische Verteidiger Fritz will den Ball zur Ecke klären, aber hat das komplett falsche Timing und köpft ihn sowas von unbedrängt ins eigene Tor. Also dagegen war das Eigentor von Schifferl letzte Woche abgefälscht. 2:0!

Danach gab es erstmal kaum noch Großchancen auf beiden Seiten. Haching musste nicht volles Risiko gehen und Köln konnte nichts fabrizieren, da die Räume einfach zu eng waren. Da lehnte ich mich zu Hause auf der Couch mit einem Weißbier zurück und wähnte mich in Sicherheit. Genau bis zur 80. Minute. Wieder ein Konter nach eigenem Standard… Ein Kölner lässt zwei Hachinger stehen. Zwei Quer- und ein Steckpass und Westermeier kriegt Handle nicht mehr eingefangen, der schiebt aus halblinker Position ins lange ein. 2:1

Was dann folgte, ließ mich aber nicht schlecht staunen. Nach einem solchen Spielverlauf lässt sich meistens die führende Mannschaft hinten rein drücken und irgendwann wird der Druck zu groß, sodass der Ausgleich fällt. Aber die elf Spieler begannen nach dem Anschlusstreffer höher zu pressen und machten da weiter, wo sie aufgehört hatten. In der 87. Minute hatte Krattenmacher dann die Entscheidung auf dem Fuß. Sein Linksschuss, nach Doppelpass mit Fetsch, konnte aber gehalten werden. Auch die hohen Bälle wurden souverän wegverteidigt. Lediglich der Schuss nach der letzten Ecke war nochmal richtig gefährlich, wurde aber von einem Kölner Mitspieler ins Aus abgefälscht. Ein geiles Spiel mit zwei kuriosen Toren. Direkter Aufstiegsplatz und ein überragender Skarlatidis (auch defensiv). 

Das nächste Spiel ist dann in Verl und zum Ausblick dafür, gibts ein besonderes Schmankerl. Und da ich das Spiel dann live im Stadion verfolge auch eine etwas andere Analyse. 

Wir lesen uns die Tage.

Auf geht‘s Haching.

4. Spieltag SpVgg Unterhaching – Viktoria Köln – Analyse & Ausblick

Servus mitanand, 

„englische Woche ist brutal hart, gerade für so ältere“ (Welzmüller, Seppi, 2023) Blogger wie mich. Deshalb erscheint der heutige Artikel mit etwas Verspätung, aber dennoch vor Anpfiff des vierten Spieltags. Zum Glück ist meine redaktionelle Deadline lediglich das letzte Weißbier Marke Hopf im Kühlschrank.

Am Mittwoch ging es für unseren Busfahrer in den Breisgau, nicht wie für die meisten in den Ferien den Europapark, sondern ins Dreisamstadion zum SC Freiburg. Kleiner Wermutstropfen sind allerdings die beiden großen i‘s hinter dem Vereinsnamen, sodass es nur für hartgesottene Anhänger und Groundhopper der Spielvereinigung ein Muss war, wenn man dort noch kein Spiel gesehen hat und beim Arbeitgeber Überstunden abzufeiern hat. Ein Krankenschein wäre, wegen des Risikos im lichten Auswärtsblock entdeckt zu werden, wohl die abenteuerlustigere Option gewesen. 

Insgesamt sehe ich es aber ohnehin als Zumutung des DFB an noch keine akzeptablen Lösungen, hinsichtlich der Teilnahme von Zweitvertretungen in Liga 3, gefunden zu haben. Dies hat bei mir spätestens seit dem Spiel von uns gegen Bayern II, inklusive van Buyten und Podolski, schon ein Gschmäckle, wie man im Südwesten zu sagen pflegt. Zunächst finde ich es mehr als befremdlich, dass einfach Mannschaften an einer Liga teilnehmen, die gänzlich andere Ziele verfolgen als der Rest der Liga. So haben die Gewöhnung an den Profifußball und das Heranführen an die erste Mannschaft oberste Priorität für U23 Trainer, während andere Clubs, die in vielen Städten zu einer großen Identifikation mit dem Wohnort und somit zu gesellschaftlichem Zusammenhalt führen können, teilweise ums nackte Überleben kämpfen. Das ist in etwa so wie ein Ehepaar, in der eine Partei die finanzielle Macht besitzt und die andere versucht an dieses Geld zu kommen. Hinzu kommt dann noch, dass es die Möglichkeit der Teilnahme am Profifußball den Vereinen aus der Bundesliga ermöglicht, Talenten von unterklassigen Teams einen Wechsel schmackhaft zu machen, da sie mit höherem Gehalt auf dem gleichen Niveau spielen können. So entsteht ein Teufelskreis: vielen ambitionierten Clubs in der dritten Liga fehlen dann die aufstrebenden Talente, die schnell eine Rolle im Profikader spielen oder, wenn sie bleiben, werden diese frühzeitig abgeworben. So horten die großen Vereine dann viele talentierte Spieler, die kleineren Vereine setzen auf gestandene Profis und wenn diese dann absteigen, werden die Plätze im Profifußball von Zweitvertretungen oder Marketingprodukten besetzt. „Schade!“ findet moneyschwabl. Zuletzt ist es noch die Wettbewerbsverzerrung, die in einzelnen Partien, aufgrund der fehlenden Kaderbeschränkungen, stattfindet. Ob kurz nach Verletzung oder zum Spielpraxisaufbau, können willkürlich Spieler mit Europapokalerfahrung im Kader gelistet werden. Alles in Allem werden so vielleicht Talente an den Profifußball herangeführt, was bei vielen Drittligisten nicht der Fall ist, aber diese würden eventuell auf das höhere Gehalt und die kleine Hoffnung auf Bundesliga verzichten, um sich, wenn zweite Mannschaften erst gar nicht Teil des Profifußballs wären, auf höherem Niveau zu beweisen. Natürlich habe ich auch kein Allheilmittel parat, aber würde mir eine andere Lösung im Sinne der Attraktivität der dritten Liga wünschen.

Apropos Attraktivität und Talente. Sandro Wagner, neuerdings Co-Trainer der U20 Nationalmannschaft, ist mit seiner Meinung zur Reform des Jugendfußballs in meiner Sympathieskala einen Platz nach oben gerutscht und steht nun zwischen Babacar N‘Diaye und Ricardo Villar. Im Gegensatz zum Kölner Übungsleiter Baumgart, welchem ich nicht zwingend die pädagogische Feinfühligkeit und Empathie in einer F-Jugend zutraue, findet Wagner die Reform gut, da er sein Kind, wie viele Eltern junger Kinder, einfach mit dem Ball am Fuß sehen will und das am Besten mit Spaß dabei. Baumgart hingegen findet: „Wir sind eine Generation, die nur noch den weichen und seichten Weg geht. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Es ist doch nicht schlimm, wenn ein Kind verliert. Es muss doch lernen, mit Niederlagen umzugehen. Ich muss doch lernen, Spaß an dem Sport zu haben, nicht nur wenn ich zehn Tore schieße.“ Diese Aussage zeugt für mich von blinden Stammtischparolen. Kinder sollen natürlich lernen zu verlieren, dass dies aber erst ab einem gewissen Alter Sinn ergibt, sollte ein Experte mit Fußballlehrerlizenz in meinen Augen wissen. Alleine bei der Betrachtung von Eriksons Stufenmodell (empfehlenswerter Exkurs) wird klar, dass bis zum Grundschulalter Wettkämpfe sinnlos sind. Denn erst in diesem Alter entsteht das intrinsische Bedürfnis sich mit anderen auf jeder Ebene zu messen. Um also einen talentierten Nachwuchs zu fördern, sollten im frühen Alter möglichst viele Erfahrungen am Ball gemacht werden. Denn seien wir mal ehrlich: Das Problem an den aktuellen Wettbewerben sind nicht die Kinder, die sich mit Niederlagen rumplagen, weil sie keine zehn Tore geschossen haben, sondern überambitionierte Erwachsene, egal ob Trainer oder Eltern, die fußballerisch talentierte Kinder zu früh unter Druck setzen und andere manchmal sogar nicht einwechseln. Genau so gehen dem DFB auf Dauer nämlich viele Talente, Fans und Sportsfreunde verloren, weil sie früh in ihrem Leben den Spaß an dieser eigentlich so schönen Sportart verlieren und sich von der Welt der toxischen Männer im Fußballs entfremden.

Den Ball am Fuß hatte bei der Drittligapartie am Mittwoch in Freiburg auch niemand lange, naja hat ja auch keiner FUNiño gespielt. Die Hitze, technische Fehler und eine intensive Zweikampfführung beider Mannschaften führten zu einer ziemlich zerfahrenen Partie, weshalb die heutige Analyse sich auf einige wenige Szenen beschränkt, die ich im Vergleich zu den letzten Begegnungen spannend finde.

Auffällig war natürlich, dass unsere Elf auf schnelles Umschaltspiel nach Ballgewinnen setzte. Immer wieder wurde der Ball aus der Defensive schnellstmöglich hinter die beiden vorderen Ketten gespielt, da die Freiburger natürlich einerseits intensives Pressing nach Ballverlusten zeigten und so ein geregelter Spielaufbau viele Risiken barg. Andererseits war auch so immer wieder Raum zu finden, als beispielsweise Skarlatidis nach Schwabl-Pass in der Anfangsphase einen Fernschuss versuchte. Dies hätte wirklich ein Mittel werden können, doch leider war entweder ein Freiburger entscheidend an seinem Gegenspieler oder der Ball konnte technisch nicht ausreichend verarbeitet werden.

Unterberger sah, wohl wegen der Temperaturen und der Belastung, keinen Sinn die Mannschaft hoch pressen zu lassen. Viel mehr zog sich die Mannschaft nach Ballverlust in einem engen 4-4-2 zurück Richtung eigenem Sechzehner. Dadurch gelang es bestens schnelle Gegenstöße zu verhindern und zudem den Ball auf die außen zu lenken und auf die Kopfballstärke unserer Innenverteidigung zu setzen. Die Freiburger wollten also das Spiel ruhiger aufbauen, doch auch hier hatte die Mannschaft vor Rene Vollath einen klaren Plan: Die Anspielstationen in der Zentrale wurden eng gedeckt, sodass das Spiel abermals auf außen gelenkt wurde. Kam der Ball auf den außen in die Nähe des letzten Drittels, überlagerte unsere 4er Kette aus dem Mittelfeld die ballnahe Seite und zwang den ballführenden Freiburger zu einer Flanke (bestimmt viel Spaß gegen Schifferl), da die einfachen Passoptionen zugestellt wurden und die Außenverteidiger Schwabl und Bauer den Halbraum nicht verließen und die Freiburger an der Seitenauslinie nicht aktiv angingen.

Symbolbild 1: Die Anspielstationen im Zentrum werden eng gedeckt, um schnelles Umschalten mit diagonalen Pässen (typisch Freiburg) zu verhindern. Der ballferne Spieler wird vernachlässigt und der Ballführenden wird zu einem schweren Pass gezwungen.

Symbolbild 2: Man lässt sich auf keine 1gg.1 Situation im Dribbling ein und stellt die Passoptionen zu. Ergebnis: Neuer Spielaufbau oder die Flanke in die Mitte gegen 3 Hachinger.

Einer Sache möchte ich mich in der heutigen Analyse noch widmen: Der Rolle von Benedikt Bauer im Offensivspiel. Der Rechtsfuß rückte bei Ballbesitz auf der rechten Seite invers ein und überlagerte so den Raum vor dem Sechzehner. Er konnte so zweimal gefährliche Situationen kreieren und ich hätte ihm und Marc Unterberger dafür auch ein Tor gegönnt.

Symbolbild 3: Bauer rückt wie einst Cancelo bei Man City ein. Die Flanke von Schwabl kann Fetsch auf ihn ablegen und führt zu einer guten Chance.

Die größte Chance des Spiels hatte Fetsch nach einem inzwischen altbekannten Muster. Halbfeldflanke auf den zweiten Pfosten (diesmal Skarla) und der Ball kommt auf den freistehenden Stürmer, dessen Schuss vom Keeper geblockt wurde. Das Bild lasse ich einfach so stehen. Nachzulesen in beinahe jeder Analyse. 

Symbolbild 4: Keine Erklärung nötig. 😉

Das 0:0 war am Ende auch gerecht und wir können einen weiteren wichtigen Punkt gegen den letztjährigen Vizemeister mitnehmen. Beim allerersten Aufeinandertreffen mit Viktoria Köln überhaupt würde ich ein ähnliches Ergebnis auch mit Kusshand nehmen. Doch ich sehe in diesem Spiel schon mehr Offensivspektakel kommen. Köln hat auf jeden Fall die technische Finesse (z.B. Marseiler) um sich in 1gg1 Situationen Räume zu schaffen. In diesem Spiel muss der richtige Mix aus Härte und Präzision in den Zweikämpfen passen, sonst hagelt es schnell Standards oder Überzahlsituationen. Wir haben dieses Jahr sowieso schwer zu verteidigende Werkzeuge: Die Halbfeldflanken auf den zweiten – immer eklig zu verteidigen. Fetsch, der die Dinger vom Himmel runterholt, wie ein Tontaubenschütze. Und die jungen Wilden, Krattenmacher, Mashigo und Keller, die scheinbar unbekümmert ihre Gegenspieler frischer machen, als mein Weißbier, dass ich mir für den letzten Satz eingieße. Prost!

Wir lesen uns zur Analyse.

Auf geht‘s Haching!

3. Spieltag SC Freiburg II – SpVgg Unterhaching – der Ausblick

Servus mitanand, 

zum nächsten Ausblick, der aus zeitlichen Gründen heute etwas kürzer als gewohnt ausfällt. Es geht nämlich in die erste englische Woche in der dritten Liga, dem finanziellen Sorgenkind des deutschen Profifußballs. Dass hier keine englischen Verhältnisse herrschen, wird am letzten Saisonreport des DFB aus der Saison 2021/22 (der nächste wird im Januar 2024 erwartet) deutlich. Lediglich VIER Vereine (ohne Zweitvertretungen) erzielten damals einen positiven Jahresüberschuss. Der Vorsitzende des „Ausschuss 3. Liga“, Tom Eilers sieht es zwar ähnlich und meint einerseits „nur vier Vereine haben einen Saisonüberschuss erwirtschaftet. Das ist eine Entwicklung, die wir genau im Blick behalten müssen“, aber gleichzeitig  „die 3. Liga ist weiterhin eine Erfolgsgeschichte und sehr attraktiv“.  Hmm denke ich mir da, irgendwie passt das doch nicht zusammen. 

Denn durch Fernsehgelder in Höhe von 1,31 Millionen Euro kann ein durchschnittlicher Club circa ein Viertel des Jahresetats decken, der eben bei 4,49 Millionen liegt. Jüngst wurde bei uns bekannt, dass Manni mit einem Etat von 2,5 Millionen für die Rückkehr in die dritthöchste Spielklasse rechnet. Damit ist es wohl kein finanzieller Harakiri, aber dennoch ein Wagnis. Obendrauf kommt noch die erwartete Strafe für die fehlende Pro-Lizenz unseres Trainers Marc Unterberger, womit ich zum eigentlichen Thema dieser Zeilen gelange.

Ich unterstütze die Kritik am DFB an der Auswahl der lediglich 16 Trainer pro Jahr, welchen es zukünftig erlaubt sein wird, Profi-Teams zu trainieren. Spezlwirtschaft und künstliche Verknappung sind hier die passenden Stichworte. Ex-Profis, welche eine halbwegs annehmbare Vita vorzeigen können, ohne selbst ein Team trainiert zu haben, bekommen den Lehrgang praktisch geschenkt. Kein Wunder, dass sich das Trainerkarussell, wie am Bürgerfest in Haching, immer um die gleichen dreht. Ich finde, wenn ein Verein frühzeitig, wie die Beispiele Unterberger oder dem VfB Lübeck Coach zeigen, bekannt gibt, das Risiko im Profibereich mit einem subjektiv talentierten Übungsleiter einzugehen, müssten sie automatisch zum kommenden Lehrgang ohne Strafe zugelassen werden.

Unser Präsi macht das in der öffentlichen Wahrnehmung dann natürlich mehr als geschickt, wenn er mit witzigen Sprüchen, ohne dabei den DFB ins Visier zu nehmen, eine Lobby in Fußballdeutschland findet, die es auch nicht nachvollziehen kann, dass die bodenständigen Vorstädter ihren Traum der Jugendförderung nicht ungestraft erfüllen kann. Da bleibt als Hachingfan nur die Hoffnung, bei den DFB Entscheidungsfindern einen wunden Punkt zu treffen und diese, nach der Sichtung diverser TV-Beiträge von Manni, Unterberger nach dem 27. August zum Lehrgang in Frankfurt einladen. Sonst sind wir mit 143.000 Euro direkt über 5% des geplanten Etats los und hätten wohl damit direkt den Welttrainer Michael Frontzeck verpflichten können. 

Die Mannschaft des bayrischen Will Still (diverse Medien berichteten) versucht heute ebenfalls den wunden Punkt der Zweitvertretung des SC Freiburg zu treffen. Nach lediglich einem Punkt in den ersten beiden Begegnungen scheint dieser jedoch nicht ganz so verborgen. So setzen die Breisgauer passend zur Streich-Elf in der Bundesliga auf intensives Pressing und tiefe Bälle und Läufe im Umschaltverhalten. Mit einem etwas defensiveren Ansatz und der gewohnten Zweikampfführung könnte die junge Truppe schnell auf Granit beißen. Dabei könnten unser ebenfalls schnelles Umschaltspiel mit langen Bällen die hochstehende Kette vor große Probleme stellen. Was in Wirklichkeit passieren wird, kann uns aber nicht einmal die Orakel-Krake Paul vorhersagen, deshalb dazu mehr in der nächsten Analyse, welche gleichzeitig der Ausblick zum Heimspiel gegen unsere Ex-Aushängeschilder Luca Marseiler und Christoph Greger sein wird.

Wir lesen uns die Tage.

Auf geht‘s Haching.

2. Spieltag SpVgg Unterhaching – SSV Ulm – die Analyse

Servus mitanand, 

derzeit scheint die Sonne nicht nur über dem Sportpark, nein, sie knallt regelrecht aufs Geschäftsstellendach. Vielleicht nicht ganz so gleißend wie in al-Chubar, wo der saudische Fußballclub al-Qadsiah beheimatet ist und der ehemalige Hachinger Alexander Hack unter Coach Robbie Fowler vielleicht nach Aufstieg gegen Cristiano Ronaldo, Neymar und Konsorten das Tor verteidigt. 10 Prozent seiner Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro fließen mit dem Verwendungszweck:„Sauber, Manni!“ auf unser Konto. Damals spielte Hack, der sich zu einem gestandenen Bundesligaspieler entwickelte, gemeinsam mit Haberer, Voglsammer, Redondo und Zetterer, die es ebenfalls schafften sich im deutschen Fußball einen Namen zu machen, in der dritten Liga gegen den Abstieg. Ersetzt wurde er dann durch niemand geringeren als unseren heutigen technischen Leiter Seppi Welzmüller. Ob dieser es gemeinsam mit seinem Kompagnon, Markus Schwabl, schafft ähnliche Deals mit abwanderungswilligen Talenten einzuwickeln, steht genauso in den Sternen, wie der Verbleib all der Zuschauer aus den letzten Spielen, die es mit Rot-Blau halten. 

Wenn man alleine die letzten beiden Heimspiele gegen Cottbus und Augsburg betrachtet, schien es, dass gerade ein Hype um den Vorstadtclub entsteht. Ein ausverkauftes Haus, geile Spiele und nicht zuletzt, egal ob auf den Rängen oder dem Biergarten, eine, den Umständen entsprechend, nahezu entspannte Atmosphäre sollten doch eigentlich dafür sorgen, dass so mancher auch eine Woche später den Weg in den Sportpark findet (trotz des Alkoholkonsums). Aber: Fehlanzeige! Trotz zahlreicher Aufrufe zog es kaum ein Drittel der Hachinger aus dem Augsburg-Spiel zum ersten Heimspiel in der dritten Liga. Da wird sich nicht nur der Haustiger Fonsi gefragt haben, wo alle hin sind.

Aber dieses „Fan“-omen gibt es nicht erst seit gestern, denn ein Hype für aufregende Partien spült eine der (nicht böse gemeint) illoyalsten Art von Stadionbesuchern in die Spielstätte jenseits der Stumpfwiese: den Eventfan. Und diese haben nun mal zu eigen, nicht zwingend das Heimspiel gegen einen Mitaufsteiger zu besuchen, sondern sich die Rosinen der Saison herauszupicken. Dass es diese überhaupt gibt, ist eigentlich ein gutes Zeichen, da so nachgewiesener Maßen auch ein Interesse an der Spielvereinigung besteht. Nur wie diese endlich dauerhaft zu wahren Unterstützern werden können, ist, in meinen Augen, eine der größten Aufgaben für eben einen technischen Leiter. Wer weiß vielleicht schaut man sich ja von den Untermietern, bzw. dem Vorbild des amerikanischen Franchise-Football-Teams, was ab. Viele entschieden sich am Samstag wahrscheinlich lieber dafür, den Tag zum Baden am See zu verbringen, den Rasen im Vorgarten mit der Nagelschere in eine ähnliche Top-Form, wie einst den Körper von Marc Nygaard, zu formen oder sich in der Facebook-Gruppe „Unterhachinger Dorfgeflüster“ lautstark über diverse Martinshörner auf dem Hoheitsgebiet der Gemeinde zu beschweren. 

An der Identifikation der Mannschaft mit den eigenen Fans scheiterte es im Aufeinandertreffen mit Ulm jedoch nicht, da diese, parallel zu den badenden Hachingfans, in der Anfangsphase mächtig schwammen. Die Ulmer waren zwar technisch in einigen Bereichen unserer Elf unterlegen, standen aber in der Zweikampfführung und Ruhe am Ball unserer Mannschaft zu Beginn in nichts nach. Dass es bald in Vollaths Rücken klingeln könnte, bahnte sich nach zaghaften 5 Minuten schon an, aber dass es ausgerechnet Schifferl ist, der den Ball im eigenen Hafen versenkt, fühle ich persönlich mit, da ich selbst früher den Ball auch öfter mit dem Schienbein als mit dem Vollspann getroffen habe. 0:1

Ihm das Gegentor alleine zuzuschreiben wäre an dieser Stelle zu einfach, da es, wie immer eine Fehlerkette ist, die überhaupt zu einer solchen Flanke führt. Zunächst lässt sich unsere Pressingfalle auf außen, welche aus Drei von Vieren unseres Mittelfelds besteht, zu leicht überspielen, sodass der Kaptiano höchstpersönlich aus der Viererkette Druck auf den Ballführenden Ulmer ausüben muss. Dies bewirkt wiederum, dass Keller (was er sehr gut macht) in die Abwehrkette rückt, um den frei gewordenen Platz zuzustellen. Folge: Platz auf der ballfernen Seite, wo Bauer nicht in den Zweikampf kommt, um die Flanke zu verhindern. Beispielsweise hätte sich Skarlatidis nach hinten orientieren können, was zu einer sichereren Staffelung der Abwehr geführt hätte, da Schwabl die Innenverteidigung unterstützen hätte können (Fahrradsattel). 

Billd 1: Zu inkonsequentes Pressing in Überzahl auf außen führt zum Querpass und Platz für Ulm im Zentrum.

Bild 2: Welzmüller kann den Ball vor der Abwehr nicht entscheidend klären. Schifferl und Keller im 1gg1 im Strafraum und Platz auf der ballfernen Seite. Gelbe Pfeile: Skarlatidis‘ Einrücken würde es Keller ermöglichen Bauer auf außen zu unterstützen.

Der Frust war nicht nur Schifferl anzusehen und so kam die Mannschaft in den Folge des Gegentores besser ins Spiel. Es war klar, dass bei solchen Temperaturen nicht so ein intensives Spiel wie gegen den prominenten Gast am vorherigen Sonntag zu erwarten war, daher versuchten es die Hachinger mit geordneterem Spielaufbau und gegen den Ball mit situativen Pressing auf den Außen. Dass es bei der Entstehung der ersten Großchance ausgerechnet Schwabl ist, der den Pass auf außen schnuppert, verwundert nach seinem starken Start in die neue Spielzeit wenig. Einen zu lässigen Pass, bei welchem Westermeier und Waidner gut die Mitte zustellen, fängt er perfekt ab und spielt den Steckpass weiter auf Fetsch, der frei vor dem Ulmer Keeper auftaucht und sich auch richtigerweise für den Chip entscheidet leider geht dieser knapp am gegnerischen Tor vorbei.

Bild 3: Schwabl antizipiert den Ball auf außen, worauf Fetsch spekuliert. Die Ulmer Zentrale befindet sich im Deckungsschatten von Westermeier, der zudem von Waidner abgesichert wird.

Die Ulmer Spatzen hätten damit rechnen können, dass sich diese Umschaltsituationen irgendwann rächen. Zunächst war es noch Glück, als Keller nach Waidner Flanke an den Pfosten köpfte. Kurz darauf ist es wieder Schwabl, der auf außen das Pressing auf den Ballführenden auslöst. Dieser spielt unter Druck des Rechtsverteidigers, dessen Laufstil an den eines jungen Rehes im Perlacher Forst erinnert, einen katastrophalen Rückpass. Keller hat schon früh das Tempo auf die einzige Anspielstation aufgenommen und kann so den Ball erlaufen. Schwabl, der einfach ein Mentalitätsspieler ist, hört nicht auf zu sprinten, sodass Keller den Ball nur quer legen muss. Ergebnis: Schwabl auf Fetsch. 1:1! Umschaltverhalten Note 1.

Bild 4: Schwabl läuft den ballführenden Ulmer an. Keller antizipiert den Passweg. In Folge dessen entsteht eine 3 gg. 1 Situation im Strafraum

In der Nachspielzeit von Halbzeit eins, war dann wieder das Zweikampfverhalten auf außen zu nachlässig. Jann dribbelt am Sechzehner entlang nach innen. Als dieser von Waidner gestellt wird, dreht er sich ein und lässt sich auf ihn fallen. Ein VAR hätte diesen Elfmeter zu 100% gekippt. Diesen verwandelt die lebende Ulmer Legende Johannes Reichert, der bereits über 300 Spiele für die Halb-Bayern absolvierte. 1:2

Zum Wiederanpfiff reagierte Unterberger prompt: Mashigo, der mir wirklich gut gefällt, kommt für Aaron Keller (der mir auch wirklich gut gefällt) und Maier für Benedikt Bauer, der etwas Probleme hatte. So rückte Dennis Waidner auf die linke Abwehrseite. Und es war spürbar (Ja, Hobschi, ich habs auch gespürt), dass noch etwas gehen kann, richtige Großchancen wollten aber bis zur zweiten Trinkpause nicht entstehen.

Dann die 79. Minute:  Eine Kopie des Führungstreffers gegen Augsburg.(siehe unten) Schwabl schaufelt den Ball auf den zweiten Pfosten und manchmal braucht es keine Analyse, da einfach individuelle Klasse, in Form eines genialen Seitfallziehers, entscheidet. 2:2!

Bild 5 (gegen Ulm) & 6 (gegen den FCA): Schwer zu verteidigen und bestimmt die Entstehung vieler weiterer Tore: Schwabl bringt den Ball aus dem Halbfeld Richtung zweiter Pfosten.

Die Schlussminuten waren dann einfach schwer zu greifen. Es war aber klar, dass etwas in der Luft liegt und am Ende kippten das Spiel keine taktischen Meisterwerke, sondern der pure Wille der Rot-Blauen. Erst war es Skarlatidis nach doppelter Verzögerung mit einem Gewaltschuss an die Latte. Dann kam der Chippass von Maier auf (who else?) Fetsch. Den kann er zwar nicht festmachen, doch der Ball rutscht durch zu Hobsch. Guter erster Kontakt und rein ins Glück! 2:3! 

Was soll ich sagen? Einfach schweigen und genießen…

Wir lesen uns zum Ausblick.

Auf geht‘s Haching!

P.S. Heutige gelbe Karte des Spiels geht an Rene Vollath, der sich mal kurz Dennis Chessa gepackt hat. Daumen hoch!

2. Spieltag SpVgg Unterhaching – SSV Ulm – der Ausblick

Servus mitanand, 

wer diesen Blog aufmerksam verfolgt hat, wird wissen, dass ich kein Freund lapidarer Ausdrucksweise bin, weshalb es sich beim heutigen Ausblick eher um einen Einblick in meine (wirren) Gedanken zur großen, weiten Fußballwelt handelt. 

Seit ich denken kann, spielt die schönste Nebensache der Welt eine bedeutende Rolle in meinem Leben. Ob Haching, Bundesliga am Wochenende, Champions League, ein bisschen Premier League, schon damals als Bua war immer was los und wenn nichts auf Premiere lief, dann wurde selber gebolzt oder es ging eben virtuell bei Fußball Manager, Fifa und PES heiß her. Passend zum zweiten Saisonspiel erinnere ich mich auch noch lebhaft an meinen sechsten Geburtstag, der nicht etwa mit Topfschlagen, Kinderliedern und Süßigkeiten, bis zum Verlust der Selbstkontrolle, zelebriert wurde, sondern im Fanbus zum Bundesliga Spiel in Ulm 1999 mit Trommelschlägen, Fangesängen und Spezi en masse. Dass das Spiel 1:0 verloren ging und im Sommer, mit dem Transfer von Christian „Bobo“ Vieri über 46,48 Millionen €uro (oder authentischer 90 Millionen DM bzw. ganz authentisch 90 Milliarden Lire) von Lazio Rom zu Inter Mailand, ein neuer Rekord im Fußballbusiness aufgestellt wurde, war mir damals auf Grund des zarten Alters (auch authentisch) pupsegal. Längst sind Bundesliga Spiele in Unterhaching und Ulm, sowie Rekordwechsel für Pi mal Daumen 50 Mios viel mehr Wunschdenken als Realität in der wunderbaren Welt des Fußballs (Moin Arnd Zeigler). In den knapp zweieinhalb Jahrzehnten seit meinem sechsten Geburtstag hat sich neben mir nämlich auch mein steter Begleiter verändert.

Spätestens seit Neymars Wechsel zu PSG und dem Siegeszug des österreichischen Vodka-Mischgetränks im Profifußball blicke ich durchaus kritischer auf die Unterhaltungsindustrie, die sie heute zweifelsohne ist. Dieses Jahr sind es die Transferpolitik des Chelsea FC, die eher dem Einstellungsverfahren großer Techunternehmen gleicht, die Sports-Washing-Offensive aus Saudi Arabien, deren finanziellen Anreize verständlicherweise viele talentierte Spieler lockt und nicht zuletzt das, charmant englische, 100 Millionen Lächeln inklusive der dazugehörigen medial aufgebauschten Posse, die mich als Fan der Sportart im Allgemeinen wieder vom großen Zirkus entfremden lassen. Der Fußball ist so etwas wie eine „Perpetuum Limone“ geworden, also eine Geldmaschinerie, die scheinbar unendlich viel Saft hat, um ausgepresst zu werden. Kein Wunder, dass mir das so häufig sauer aufstößt. Obwohl der Vergleich dahingehend ganz schön hinkt, dass die Verantwortlichen sehr viel Energie von außen zuführen, um den Rubel immer weiter rollen und den Fußball noch mark(e)t(ing)gerechter werden zu lassen. Volle Spielpläne mit immer mehr Spielen an jedem Wochentag (moneyschwabl hat ja Zeit), genormte Spielfeldgrößen und der VAR, nur um einige Beispiele zu nennen, produzieren einen Sport, der anders ist als zu Christian Vieris Zeiten. Am besten werden noch bis in die, entschuldige den Ausdruck, Pissrinnen der Stadien Werbebanner geklebt und wenn ich so darüber nachdenke, könnten die Fenster zur Autobahn im „Jahnstadion“ ein gewiefter Schachzug der Autoindustrie sein. 

Häusliche Gewalt, die von Spielerberatern gedeckt wird, Steuerhinterziehungen, die der Allgemeinheit schaden oder aber auch die mentale Belastung, die wiederum auf den Profisportlern lastet und so einige am Druck zerbrechen hat lassen, sind nur die Spitze des Eisberges an Folgen der Professionalisierung und Kommerzialisierung der Fußballbranche. Alle hier zu behandeln würde sowohl mir als auch dir eine angenehme Freizeitgestaltung rauben. Ja warum schreibt a dann so an Schmarrn überhaupt, wird sich der ein oder andere fragen.

Weil ich selbst trotzdem nicht aufhören kann, mir geile Spiele mit großen Namen anzuschauen und mich oft über mich selbst ärgere, wie leicht ich diese Dinge ausblenden kann, sobald das runde Leder (das auch längst kein Leder mehr ist) läuft. Genauso wie ich mir als eigentlich überzeugter Vegetarier im Wirtshaus an Schweinse neidruck oder trotz der bekannten Konsequenzen Zigaretten rauche. 

Dieser Artikel soll nämlich in keiner Stammtischparole á la „früher war alles besser“ enden, denn das war es auch nicht wirklich, sondern einfach ein Ventil sein, meinen Frust (auch über mich selbst) abzulassen. Vielleicht gehts ein paar von euch ja ähnlich.

Darüber hinaus ist mir auch bewusst, dass unsere Spielvereinigung, egal ob in Liga 3 oder der Regionalliga, selbst auch ein Teil dieses monetären Biotops, wenn auch am unteren Ende der Nahrungskette, ist. Und mir dann nur den AC Pannama aus Unterhaching in der Royal Bavarian League anzuschauen, könnte ich auch nicht aushalten (Sorry, Jungs). Und wenn ich mich ehrlich frage: Würde ich aufhören Unterhaching zu schauen, wenn wir in die Bundesliga aufsteigen? Auf keinen Fall! Und wenn wir dann einen Brasilianer für 100 Millionen holen? Geil oida, den fahr i mim Buidog in Sportpark! Würde ich mir ein Sabbatjahr nehmen, wenn wir im Europapokal spielen, um für Rot-Blau durch Europa zu tingeln? Ein Traum würde wahr…

Bei Haching fällt es mir, auch aufgrund vieler Entscheidungen, wie zum Beispiel auf die Jugend zu setzen, nämlich sogar noch leichter, all die schlimmen Entwicklungen zu ignorieren, weil es sich hier, in sich einer rasant entwickelnden großen weiten Fußballwelt, noch wirklich irgendwie gmiatlich und familiär anfühlt. 

Also wenn nicht nicht schauen für dich und mich keine Option ist, was macht man daraus? Da komme ich zur Gründung dieses Blogs, denn er ist für mich eine, wenn auch kleine, Chance Einfluss zu nehmen und über Dinge zu schreiben, die mich ohnehin beschäftigen. Und genau das kann jeder. Okay, wir brauchen jetzt vielleicht keine tausendneunhundertfünfundzwanzig Haching-Blogs, aber als Konsument des Entertainments eines Sportvereins, ob im Stadion, als Vereinsmitglied, als Kunde bei den Streamingdiensten oder Follower in den sozialen Medien, haben wir alle eine Stimme unseren Unmut kundzutun und zumindest so das Feld nicht komplett kampflos dem Unternehmertum überlassen (wie uns der FCA im DFB Pokal).

Jetzt hab ich aber auch genug gegrantelt und freue mich auf den Mitaufsteiger und Traditionsverein am Samstag im Sportpark und dann gibt’s hoffentlich einen weiteren überzeugenden Auftritt unserer Mannschaft. Eine Prognose über das Ergebnis wage ich, wie gewohnt, nicht abzugeben, aber denke, dass Marc Unterberger auf ziemlich die gleiche Elf wie im DFB-Pokal setzt. Und das erste Zeichen kann ich am Wochenende setzen, indem es gegen die Ulmer-Spatzen keinen Schweinse, sondern Kasspatzn gibt. Abschließend an alle, die es so weit geschafft haben: Keine Angst, die nächsten Artikel werden wieder von mehr Optimismus zeugen. Versprochen! Denn wenn ich etwas gut kann, ist das, wie mein Sechsjähriges Ich, einfach den Moment zu genießen und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, mit Trommelschlägen, Fangesängen und Spezi en masse. 

Wir lesen uns die Tage.

Auf geht‘s Haching!

1. Runde DFB Pokal  SpVgg Unterhaching- FC Augsburg – die Analyse

Servus mitanand, 

was war das bitte für ein geiles Spiel?! Unsere Elf kaufte dem Favoriten aus der Bundesliga über 90 Minuten den Schneid ab und es war (Achtung: Zitat Uli Hebel) „kein Klassenunterschied zu sehen.“ Wie im Ausblick bereits angedeutet, schien die Augsburger Mannschaft im Aufbauspiel überfordert und fand keine Lösungen, die eng stehenden Unterhachinger zu knacken. Am Ende steht sogar die Null und die Vorstädter ziehen dank der Tore von Fetsch und Mashigo in die nächste Runde des DFB-Pokals ein. 

Trainer Marc Unterberger hatte keine Lust 90 Minuten den Bus wie im Stadioneck zu parken und ausschließlich auf Konter zu setzen, denn er vertraute beinahe der gleichen Elf wie im Drittligaauftakt in Regensburg. Lediglich die Innenverteidiger Schifferl und Welzmüller tauschten die Seiten und Maier, der wohl leicht angeschlagen war, wurde durch Skarlatidis ersetzt. Die Mannschaft von Enrico Maaßen hatte gleich 5 Neuzugänge in der Startelf, was im Spiel wohl zu fehlenden Automatismen führte.

Aufstellung UHG: Vollath-Schwabl-Schifferl-Welzmüller-Bauer-Skarlatidis-Westermeier-Waidner-Keller-Fetsch-Hobsch

Aufstellung FCA: Dahmen-Engels-Pfeiffer-Winther-Čolina-Vargas-Breithaupt-Dorsch-Maier-Michel-Demirovic

Die Partie im vollen Sportpark begann, unter lautstarken Gesängen des Gästeanhangs, direkt mit einem Schreckmoment. Vollath versucht Fetsch halbhoch anzuspielen, der den Ball ausnahmsweise nicht festmachen konnte, weshalb Vargas den Ball auf die rechte Spielfeldseite bekommt und von Keller gestellt wird, Bauer verpasst es jedoch den hinterlaufenden Engels aufzunehmen und so kommt der Pass des technisch-versierten Schweizers in Richtung Grundlinie. Vollath verpasst zwar die Hereingabe, aber Schifferl steht zum ersten (aber nicht zum letzten) Mal richtig und klärt zur Ecke.

 Bild 1: Vargas kann aufdrehen und wird von Keller gestellt, aber nicht angegangen. Bauer schafft es nicht das Tempo von Engels aufzunehmen.

In Folge dessen beruhigte sich das Spielgeschehen jedoch und der Matchplan der Rot-Blauen war deutlich zu erkennen. So wurde bei gegnerischem Ballbesitz im Pressing auf einen mittleren Block gesetzt, wobei Fetsch die Speerspitze bildete und den ballführenden Spieler anlief, während Hobsch und Westermeier, der aus seiner Rolle im zentralen Mittelfeld nach vorne rückte, die beiden Spielmacher, Dorsch und Breithaupt, eng deckten. Die neugebildete Innenverteidigung aus Pfeiffer und Winther tat sich sichtlich schwer mit progressiven Pässen Anspielstationen zu finden und war so gezwungen den Spielaufbau über die außen einzuleiten. Besonders der Mut gegen den vermeintlich stärkeren Bundesligisten situativ auch hoch anzulaufen soll an dieser Stelle honoriert werden. 

Mit dem Ball in den eigenen Reihen schoben die beiden Innenverteidiger nach außen, um den frei gewordenen Platz in der Mitte für den abkippenden Waidner bzw, Westermeier freizumachen, sodass es, aufgrund der Doppelspitze aus Michel und Neukapitän Demirovic, entweder eine freie Anspielstation gab oder der ballnahe Mittelfeldspieler nachschieben musste. War kein kurzer Aufbau möglich, schlug meist der spielmachende Torwart Vollath einen weiten Ball auf den Zielspieler Fetsch, welcher den Ball dann auf die nachrückenden Mittelfeldspieler tropfen lies, die wiederum mit offener Haltung auf die gegnerische Kette laufen konnten, oder über außen kombinierten. Steil, Klatsch Prinzip par excellence!!

Bild 2: Spielaufbau Unterhaching: Die Augsburger stellen die Passoptionen mit dem abkippenden Waidner zu und Vollath schlägt den Ball in Richtung Fetsch

Die gute Anfangsphase war besonders durch eine giftige Zweikampfführung von uns geprägt und den Versuchen nach Ballgewinnen schnell umzuschalten. Die erste nennenswerte Chance für uns entstand dann jedoch durch einen Standard von Simon Skarlatidis. Den Freistoß von links außen schlug er zunächst Richtung Schifferl, bekam ihn postwendend zurück und versuchte abermals Gefahr im Augsburger Strafraum zu erzeugen. Als der Ball wieder bei ihm landete, hielt er einfach aus circa 25 Metern drauf. Den Schuss lenkte Ex-Mainzer Dahmen mit seiner ersten Parade über die Latte. Die Partie bei 30 Grad ging sehr ausgeglichen in die erste Trinkpause in Minute 25. Die Ratlosigkeit seiner Mannschaft erkannte auch der iPad-Trainer Maaßen und wollte nach Wiederanpfiff Dorsch abkippen lassen, um den Spielaufbau zu unterstützen, sowie Demirovic das Mittelfeld unterstützen sehen. Doch auch die Hachinger hatten Ideen neue Chancen zu kreieren, als sich Schifferl und Fetsch intensiv austauschten. Denn genau diese Kombination setzte nach der Erfrischung das nächste Zeichen. Schifferl spielt den Ball dieses Mal nicht direkt auf Fetsch, sondern hinter die Kette, wo dieser frei auf rechts durchbrechen konnte. Seine Hereingabe wurde wieder in seine Füße geklärt, woraufhin sich der Routinier für einen Lupfer auf die lange Ecke entschied, welcher Dahmen sichtlich Mühe bereitete zu entschärfen. 

Die langen Bälle entfalteten in der 28. Minute schließlich ihre volle Wirkung. Vollath bringt den Ball in Richtung Fetsch. Čolina rückt von links nach innen und springt unter dem Ball durch, sodass dieser auf Skarlatidis kommt, der gegen Winther den Ball behauptet. Der dänische Leihrückkehrer verfolgt unseren Ballkünstler, weshalb Čolina in die Innenverteidigung rückt. Skarla legt den Ball auf unseren sportelnden Sportdirektor ab. Dass zu viel Platz für Markus, der den zweiten Vornamen „Halbfeldflanke“ im Pass stehen hat, folgenschwer sein kann, ist komischerweise noch nicht zu den bayrischen Schwaben durchgedrungen. Schwabl zirkelt den Ball gefühlvoll Richtung zweiten Pfosten. Pfeiffer steht aufgrund der vorherigen Rochade alleine gegen Hobsch und Fetsch und entscheidet sich ballorientiert, kommt aber nicht wirklich in das Kopfballduell. Hobsch legt mustergültig auf Fetsch, der selbst ein Pflichtspiel für den FCA bestritt, ab, den Čolina nicht mehr eingeholt hat. Nach Ballannahme verzögert unser Stürmer, ob aus Erfahrungs- oder Altersgründen sei dahingestellt, so geschickt, dass der Linksschuss direkt in der Augsburger Puppenkiste einschlägt. 

Bild 3: Čolina rückt in die Innenvertidigung, Winther verfolgt Skarlatidis, Maier versucht zu unterstützen: Platz für Markus Schwabl

Bild 4: 2 gegen 1 Situation für Pfeiffer, nach Maßflanke von Schwabl. Btw ein Steckpass auf Skarlatidis wäre auch möglich gewesen, lieber Markus 😉

Kurz vor der Pause dann die Riesenchance für Demirovic. Ein schnell ausgeführter, aber ziemlich falscher, Einwurf von Vargas wird von Breithaupt zurückgespielt. Der so gewonnene Raum eröffnet viel Platz für den Pass auf Demirovic im Zentrum. Dessen ungenaue Ablage auf Breithaupt wird unglücklicherweise von Skarlatidis, á la Iniesta, so dermaßen perfekt über Welzmüller gechipt, dass der Stürmer mutterseelenallein vor Vollath auftaucht. Der Keeper mit dem Oberkörper eines Wrestlers zeigt dafür mal wieder, wieso er im Eins gegen Eins zu den besten gehört und bleibt so lange stehen, dass er den Schuss mit einem Weltklassereflex pariert

Bild 5: Viel Raum für Demirovic, der klatschen lässt und tief läuft. Skarlatidis spielt den Ball nach Zweikampf (blauer Pfeil) über die Kette.

Zum Glück ging es mit einer 1:0 Führung in die Pause und unsere Jungs konnten neue Kraft für wahrscheinlich anstrengende weitere 45 Minuten tanken. Die zweite Spielhälfte begann mit einer Chance für Ex-Unioner Michel, als der Ball nach einem langen Einwurf durchrutscht und er aus 5 Metern abschließt. Schwabl wirft sich überragend in die Schussbahn, wodurch Vollath den Ball entspannt aufnehmen kann. Die erste Riesenchance für uns in Halbzeit 2 gab es in der 54. Minute. Wieder ist es Michel, der diesmal einen fatalen Ballverlust im Mittelfeld fabriziert. Waidner spielt den Ball auf Westermeier, dieser legt auf außen zu Keller und startet durch. Keller legt wieder ab auf den mitgelaufenen Waidner, dessen Steilpass den durchgebrochenen Westermeier auf die Reise schickt. Leider findet seine Flanke nicht den blanken Hobsch auf dem langen Pfosten, nachdem Fetschs Laufweg auf den Kurzen Pfeiffer mitzog. Ohne diesem technischen Malheur wäre durch diesen Konter aus dem Lehrbuch das 2:0 sicher gewesen. 

Bild 6: Waidner gewinnt den Ball und spielt zu Westermeier, den Dorsch stehenlässt. Dieser legt den Ball auf außen und startet durch Richtung Tor

Bild 7: Keller legt zurück auf Waidner und schickt Westermeier steil, während Fetsch und Hobsch in den Straufraum stürmen.

Die unpräzisen Fuggerstädter spielten erschreckend ideenlos und unpräzise und konnten keine großen Chancen erspielen. Ganz anders unsere SpVgg: Wieder wird ein langer Ball von Fetsch abgelegt. Keller auf rechts wäre frei durch, dessen Spurt wird aber durch den Pfiff des Schiedsrichters unterbrochen, da er wohl knapp im Abseits war und der Vorteil durch das taktische Foul nicht zu Stande kam (Gelb für Pedersen).

Kurz nach der zweiten Trinkpause verlässt Westermeier, der locker einen Halbmarathon hinter sich hat und für mich mit der beste Spieler auf dem Platz war, das Feld für Maier. Die gelbe Karte des Spiels bekam Schifferl kurz darauf. Der Österreicher verpasst mit der Grätsche den Ball und schmettert ihn daraufhin mit seiner Hand aus der Gefahrenzone, aus ihm wäre wohl auch ein, im wahrsten Sinne des Wortes, herausragender Volleyballer geworden. Aus der gefährlichen Freistoßposition macht Vargas nichts. Bis zu den nächsten Wechsel dauerte es nicht lange und so kam Berisha für den unglücklichen Debütanten Michel und auf Hachinger Seite Krattenmacher, der wenig später mit einem geilen Dribbling gegen Pfeiffer ebenfalls einen guten Freistoß rausholte, für das Arbeitstier Hobsch. In der 83. Minute ging noch der von Krämpfen geplagte Skarlatidis und Mashigo, der noch eine entscheidende Rolle spielt, betrat das Spielfeld. Augsburg versuchte es mit der Brechstange, aber hatte bis auf zwei Fernschüsse von Berisha und einem Kopfball nach Halbfeldflanke von Tietz, bei dem, der sonst überragende, Schifferl einen kleinen Stellungsfehler hatte, nichts anzubieten. Da hatten wir Glück, dass Tietz keinen Druck auf den Ball bekommt. So verteidigten die ebenbürtigen Vorstädter alles weg, was in Richtung Rene Vollath flog. 

Dann kommt in der 94. Minute ein weiter Einwurf in den Hachinger Sechzehner. Nach verwirrenden Ping-Pong klärt Schiffer hoch und weit (bringt Sicherheit). Der letzte Mann Pedersen versucht ihn direkt wieder in den Strafraum zu bringen, trifft den Ball aber so schlecht, dass er dem (ich hab‘s bereits geschrieben) oberbayrischen Toni Kroos aka Dennis Waidner vor die Füße fällt. Sein Steilpass auf den durchgestarteten Mashigo kommt perfekt in den Lauf (Manu Baum Tiefenläufe Prototyp), sodass er gemeinsam mit Krattenmacher gegen Rexhbecaj und Winther auf das Augsburger Tor zuläuft. Pedersen hielt es nicht für nötig noch einmal einen Sprint anzuziehen, obwohl er eingewechselt wurde (Enrico, falls du das liest, würde ich mir Gedanken machen). Hätte Rexhbecaj in der Videoanalyse aufgepasst, hätte er seine Hüfte schonen können, denn Boipelo macht das, was er am besten kann, schnell abkappen und abschließen. 2:0 und Jubelszenen, wie aus einem amerikanischen Sportfilm, nachdem der Underdog trotz zahlreicher Wendungen den großen Gegner besiegt. I glaub i dram!

Bild 8: Pedersen spielt auf Waidner, der schnell schaltet und den vernichtenden Konter einleitet.

Fazit: Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass unsere Mannschaft gegen Augsburg bestehen kann. Doch so schön ist der Fußball! Die Elf überzeugte auf ganzer Linie und blieb über die kompletten 90 Minuten so heiß, wie‘s Hachinger Pfandl im Wirtshaus. Schifferl war, bis auf zwei Stellungsfehler (Ecke erste Halbzeit und Tietz Chance am Schluss) unglaublich stark. Die Fans des FCA reklamierten in Hälfte zwei auf Handspiel, dabei hatte der Neuzugang sein Bein ungefähr auf Lattenhöhe hochgeschraubt. Schwabl ging mal wieder mit Kampf und Leidenschaft voran und lieferte eine Zuckerflanke, die zum Wirkungstreffer führte. Westermeier gefiel mir extrem und ich bin gespannt, wie der sich mit viel Spielpraxis im Ligabetrieb entwickelt. Insgesamt haben wohl viele Scouts beobachten können, wie gut die Jungs aus unserem NLZ sind und dass der Weg von Manni kein Harakiri sein muss. Im Blickpunkt Sport betonte er dann ebenfalls, wie wichtig er den Weg mit Marc Unterberger findet, da dieser die jungen Spieler wohl super mitnehmen kann und ihnen wahrscheinlich mehr Vertrauen schenkt als ein externer Coach. Die unerwartete Finanzspritze investiert unser Sportdirektor, dann vielleicht, nach Abzug der Unterberger-Strafe, direkt in den Leuchtturm Schifferl. Mich würde es freuen. Fast genauso, wie in Runde zwei wieder ein geiles Spiel im ausverkauften Sportpark zu sehen!

Wir lesen uns zum Ausblick.

Auf geht‘s Haching!